Traumfänger sollen nach dem Glauben der Anishinabe, einer der größten indigenen Bevölkerungsgruppen Nordamerikas, den Schlaf verbessern. Alpträume verfangen sich darin und werden von der Morgensonne neutralisiert, so die Überzeugung. Abgesehen davon sind Traumfänger wunderschöne Hingucker, die das Schlafzimmer individuell und wohnlich gestalten.
Anleitung – Schritt für Schritt zum Traumfänger
Da der Traumfänger einer Naturreligion entstammt, werden üblicherweise natürliche Materialien verwendet. Viele davon können bei einem Waldspaziergang gesammelt werden. Zur Herstellung des Netzes und zur Befestigung von Schmuckelementen benötigen Sie zusätzlich Garn und Bänder.
Basteldauer: ca. eine halbe Stunde
1. Der Reifen – die Basis
Für den Reifen eignen sich stabile und gut biegsame Weidenzweige, die zu einem Ring gebunden und getrocknet werden. Sie können aber auch Lampenschirmringe im Baumarkt kaufen. Der Reifen wird mit einem Stoff Ihrer Wahl fest umwickelt. Empfehlenswert sind dicke Wolle, Bänder oder Stoffstreifen, die beim Umwickeln etwas überlappen können.
Sie können auch mit mehreren, unterschiedlich großen Reifen arbeiten, die ineinanderliegen. An einer Stelle zusammengebunden und anschließend umwickelt, ergibt diese Spielart einen traumhaften Mondsicheleffekt.
2. Das Netz – das Herzstück
Das Netz ist der Kern des Traumfängers. Darin sollen sich die schlechten Träume verfangen. Das Netz kann gewebt, geknüpft oder einfach gewickelt werden. Die Grenze der Ausgestaltung Ihres Netzes setzt nicht die Fantasie, sondern lediglich das handwerkliche Geschick. So können Perlen oder Schmucksteine verwebt werden oder aus den Fäden kunstvolle Gebilde und komplexe Muster gedreht und gestrickt werden.
Gewickeltes Netz
Die Wickeltechnik ist die einfachste und schnellste Methode. Bei dieser Variante befestigen Sie den Faden an einer Stelle des Reifens und legen ihn anschließend einige Male über den kompletten Ring. Das kann wild und zufällig geschehen, Sie können so aber auch kunstvolle Gebilde aus einem oder mehreren Fäden wickeln. Das Fadenende verknoten Sie am Ring.
Webtechnik
Binden Sie das eine Ende des Garns am Reifen fest und umschlingen Sie mit dem anderen großzügig den Reifen. Nach einer Runde sollten etwa 12 bis 15 lockere Maschen gleichmäßig auf dem Ring verteilt sein. Wechseln Sie vor Ihrer Anfangsschlaufe mit dem Fadenende nun in die entstandenen Schlaufen und fädeln Sie so Reihe für Reihe weiter. Nach etwa sieben bis neun auf diese Weise entstandenen Reihen fädeln Sie eine Perle oder einen Stein auf das Fadenende, befestigen diese mit einem Knoten und ziehen das Netz fest.
Makramee – einfache Knüpftechnik
Befestigen Sie einen langen Faden an einer beliebigen Stelle Ihres Reifens. Knoten Sie ihn anschließend in regelmäßigen Abständen etwa zehnmal entlang des ganzen Reifens fest. Im nächsten Schritt knüpfen Sie die zweite Reihe, indem Sie den Faden nicht mehr am Reifen, sondern an dem verknoteten Faden festmachen – und zwar möglichst mittig zwischen zwei Knoten. Nach diesem Prinzip arbeiten Sie sich bis in die Mitte vor und es entsteht ein schönes Spinnennetzmuster. Beim Knüpfen entsteht zwar das gleichmäßigste Netz, dafür nimmt diese Methode besonders für ungeübte Hände mehr Zeit in Anspruch.
3. Die Schmuckelemente – die Krönung
Schmuckelemente machen den Traumfänger einzigartig. Sie werten ihn nicht nur optisch auf, sondern können auch spezielle Bedeutungen haben. So können die Verzierungen die vier Elemente symbolisieren, die sich in Traumfängern in diesen Materialien wiederfinden:
Feuer: in Feuer gebrannte Ton- oder Glasperlen
Wasser: Muscheln, Treibholz
Luft: Federn, leichte Tücher
Erde: Steine, Edelsteine, Wurzeln
Ein persönlicher Bezug kann durch die Verwendung der Lieblingsfarbe des Träumers hergestellt werden. Wer etwas mehr Aufwand betreiben möchte, kann ein Stück Stoff eines charakteristischen Kleidungsstücks der betreffenden Person einarbeiten. Ebenso eignen sich Federn eines Vogels, der den Charakter der Person widerspiegelt. Weitere symbolische Materialien können frei interpretiert und ergänzt werden. Sie können die Schmuckelemente einfach in das Netz des Traumfängers stecken oder mit Schnüren am Reifen befestigen.
Edelsteine
In der Steinheilkunde werden unterschiedlichen Tierkreiszeichen bestimmte Mineralien und Kristalle zugeordnet. Seien es tatsächliche energetische Auswirkungen oder der Placebo-Effekt, viele Menschen schwören auf die Wirkung der Steine. Eine Option zur Personalisierung des Traumfängers bieten sogenannte Geburtssteine oder Ausgleichsteine.
Hühnergötter
Hühnergötter sind Steine (häufig Feuersteine) mit einem natürlich entstandenen Loch. Herausgewitterte Kreideeinlagerungen oder Grabgänge erzeugende Meerestiere können solche Löcher verursachen. Die Steine galten in heidnischen Religionen als Glücksbringer und Talismane und bringen durch ihre Beschaffenheit eine praktische Befestigungsmöglichkeit mit.
Federn
Federn symbolisieren Luft und Freiheit. In der ägyptischen Religion wurde das Gewicht der Sünden auf der Seele anhand einer Feder gemessen. Federn gibt es in allen Farbvariationen und Größen. Ob schillernd oder in gesetzten Tönen, sind sie ein optisches Highlight an jedem Traumfänger. Legenden zufolge leiten Federn die guten Träume zum Schlafenden.
Knochen
In der Kultur der nordamerikanischen Ojibwe saugten Heiler krankmachende Geister mit Hilfe von hohlen Knochen aus. Gut gereinigte und abgekochte Knöchelchen, zum Beispiel vom letzten Abendessen, verleihen dem Traumfänger einen urigen Effekt. Dieses Schmuckelement ist allerdings nicht für jeden Geschmack geeignet.
Ursprung des Traumfängers
Eines der größten indigenen Völker Nordamerikas waren die Anishinabe. Unter ihnen gelten die Ojibwe als die Schöpfer der Traumfänger. Die ursprünglichen Namen für das Kultobjekt stammen aus ihrer Kultur: „Ojibwe asabikeshiinh“ für „Spinne“ oder „bawaajige nagwaagan“ mit der Bedeutung „Traumfalle“.
Die kryptischen Botschaften der Traumwelt spielten im Glauben der Anishinabe eine besondere Rolle. Träume wurden realer als die Wirklichkeit angesehen. In Traumbildern erschienene Tiere, Pflanzen oder Gegenstände hatten für die Ojibwe einen hohen Stellenwert. Eine besondere Position nimmt bei dieser Religion der pantheistische Weltgeist Man’ido oder Manitu ein. Nicht etwa als oberster der Götter, sondern als Verkörperung der Flora und Fauna selbst. Jedes Stammesmitglied hatte einen persönlichen Schutzgeist in Gestalt eines Tieres, einer Pflanze oder Steines, den man bei einer Visionssuche erwarb und der sich in seinem Traumfänger wiederfinden konnte.
Im Zuge der Pan-Indianischen-Bewegungen mit Gründungen von Organisationen wie dem American Indian Movement in den 1960er Jahren erstarkte die Vernetzung zwischen den Bevölkerungsgruppen. Kultobjekte wie der Traumfänger fanden Eingang bei anderen indigenen Völkern Nordamerikas. Durch die Hippie-Bewegung der 1970er Jahre und ihre modischen Adaptionen aus dem pan-indianischen Kulturkreis breitete sich der Traumfänger auch in der westlichen Welt aus.
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