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Die Hängematte – geschichtsträchtig und universell

Mehrere Hängematten hängen dicht nebeneinander in einem flachen Raum mit Holzboden.

Wie der Name schon sagt, ist die Hängematte eine hängende Matte. So weit, so gut. Doch das Wort leitet sich ursprünglich vom Taíno-Wort „hamaca“ ab. Im 16. Jahrhundert wurden die Schlafnetze im Deutschen als „Hamaco“ oder „Hamach“ bezeichnet. Erst über Umwege, Abwandlungen und sprachliche Missverständnisse wurde die Hängematte daraus. Im Englischen ist der Wortursprung der Hängematte in „hammock“ deutlicher zu erkennen.

Illustration von Christoph Kolumbus mit langem Vollbart und Federhut. Er brachte die Hängematte erstmals nach Europa.

Mittelamerika als Ursprung der Hängematte

Die Taíno sind die Erfinder der hängenden Schlafstätte. Aus dem heutigen Venezuela stammend, besiedelten sie etwa seit 700 n. Chr. weite Teile der karibischen Inseln, darunter Kuba, Jamaika, Haiti und Puerto Rico. Sie waren fähige Seefahrer und Bauern, ihre Kultur gilt nicht nur für Mittelamerika als prägend. Die Taíno lebten in komplexen religiösen, politischen und sozialen Strukturen. Sie waren auch die ersten Einwohner, auf die Christoph Kolumbus (1451–1506) bei der „Entdeckung“ des amerikanischen Kontinents stieß.

Ihre Schlafnetze woben sie laut Überlieferung aus Pflanzenfasern. Als die Spanier Mittelamerika eroberten, führten Sklaverei, eingeschleppte Krankheiten und gezielte Ermordung zur Ausrottung des indigenen Volkes. Die einst mehreren Millionen Taíno waren bereits um 1600 herum nahezu ausgestorben.

Die Hängematte auf hoher See

Christoph Kolumbus brachte einige Exemplare der Taíno-Hängematten und auch die Bezeichnung hamaca nach Europa. In seinem Bordbuch soll er 1492 notiert haben: „[Die] Betten und Decken, auf denen jene Leute schliefen, sind eine Art Wollnetze“. Neben der Hängematte sorgten die Taíno für weitere Exportschlager wie die Ananas, Tabak oder das Kanu.

Historisches Schwarz-Weiß-Foto: In einer großen Hütte hängen mehrere Hängematten mit Menschen darin.

Die neue Art zu schlafen erweckte Aufsehen und wurde in der Seefahrt bald gezielt eingesetzt. Quellen Ende des 19. Jahrhunderts berichten, dass die Hängematte auf Militärschiffen aus Segeltuch bestand, in das eine Matratze aus Rosshaar eingenäht wurde. Hängematten erwiesen sich als ungemein platzsparend, was bei mehreren hundert Matrosen auf einem Schiff ein relevanter Aspekt ist. Sie folgen außerdem den Bewegungen eines Schiffs selbst bei stärkerem Seegang. Ein Herausfallen aus der Koje wird so vermieden.

Foto: Ein großes Segelschiff mit mehreren Masten fährt auf dem Meer.

Auch heute ist die Hängematte auf hoher See im Einsatz. Auf der Gorch Fock, dem Segelschulschiff der deutschen Marine, schläft die Mannschaft in Hängematten. Ab dem Dienstgrad des Unteroffiziers stehen den Soldaten Kojen zur Verfügung, die Hängematte ist jedoch die meistgenutzte Schlafstätte auf dem Ausbildungsschiff. Auf anderen militärischen Schiffen finden sich häufig Notfallhängematten zur Aufbettung. Ansonsten sind mittlerweile Pritschen und Kojen mit Rausfallgittern oder Festschnallvorrichtungen gängig. Aufgrund kleinerer Mannschaften ist die Platzersparnis der Hängematte in den Hintergrund gerückt. Positiver Nebeneffekt: Kojen bieten im Gegensatz zu Hängematten neben einem Platz zum Schlafen in der Regel auch den einzig privaten Raum für einen Seefahrer.

Zwischen Krabbeltierschutz und Gartenaccessoire

Foto: In einem Park ist eine Hängematte zwischen die Bäume gespannt.

Damals wie heute halten Hängematten bodennah lebende Insekten und andere Kleintiere fern. Sie schützen außerdem vor Bodenkälte und -feuchtigkeit. Nicht zuletzt bietet die hängende Schlafstätte mehr Komfort als ein harter Boden. Tagsüber kann sie verstaut werden und ist bei warmen Temperaturen für drinnen und draußen geeignet. So wird die Hängematte in Lateinamerika nach wie vor als praktische und erschwingliche Schlafstätte genutzt.

In Europa und den USA dient die hängende Matte heute als Alternative oder Ergänzung zum Zelt beim Campen, hauptsächlich aber als Freizeitaccessoire für den Garten. Sie ist zu einer Art Symbol für Entspannung schlechthin avanciert. Denn das Gefühl des Schwebens kommt der Redewendung „die Seele baumeln lassen“ naturgemäß sehr nah.

Tipp:
Das Schlafen in Hängematten gestaltet sich bequemer, wenn der Körper nicht gerade, sondern etwas schräg darin liegt. Das heißt, dass die Füße zum Beispiel am rechten Rand liegen, während der Kopf am linken Rand positioniert ist.
Foto aus der Hängematte heraus: Füße hängen schräg über den Rand der Hängematte. Der Blick geht in die Ferne über Wiesen und Wälder.

In der Hängematte schlafen: ein Bettersatz?

Ob Hängematten als Alternative zum Bett auf Dauer geeignet sind? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die hängende Schlafstätte überdauert nicht umsonst die Jahrhunderte. Ihr Vorteil liegt besonders darin, platzsparend und leicht transportabel zu sein. Das menschliche Schutzbedürfnis vor Insekten und Schädlingen ist durch das Schlafen in erhöhter Lage ebenfalls gegeben. Wie sieht es aber mit der Ergonomie aus? Ist Schlafen in Hängematten gut für den Rücken? Mit der brasilianischen Liegetechnik, also wenn der Körper leicht schräg in der Hängematte liegt, wird der Rücken nicht übermäßig gekrümmt. Wenn Sie richtig in der Hängematte schlafen, sorgen Sie für ausreichend Muskelentspannung. Ob das Schlafen in der Hängematte jedoch auf Dauer günstig ist, darüber existieren keine belastbaren Studien.

Sicherheit: richtig in die Hängematte einsteigen und aussteigen

Foto: eine Hängematte hängt vor einem See. Die Person in der Hängematte scheint stark zu schaukeln oder herauszufallen: die Füße sind in der Luft der Oberkörper auf der anderen Seite der Hängematte neigt sich dem Boden zu

Wie steigt man in eine Hängematte? Überprüfen Sie zunächst die Sicherheit der Schlafstätte, indem Sie sich mit ausgestreckten Armen und vollem Gewicht darauf abstützen. Ziehen Sie anschließend das Tuch in der Mitte der Liegefläche auseinander und setzen Sie sich langsam dazwischen. Greifen Sie dann schräg hinter sich und ziehen Sie das Tuch weiter auseinander oder sogar über Ihren Kopf. Nun können Sie sich seitlich nach hinten lehnen. Heben Sie abschließend die Füße in die dem Kopf schräg gegenüber gelegene Ecke und entfalten Sie beim Ausstrecken mit den Zehen die Hängematte in voller Breite.

Beim Aussteigen aus der Hängematte begeben Sie sich zunächst in Sitzposition und heben Sie die Füße seitlich heraus auf den Boden. Gehen Sie anschließend mit den Füßen einige Schritte rückwärts, so dass Sie sich wie aus einer Schaukel in einen aufrechten Stand bringen.

Wie schläft man richtig in einer Hängematte?

Wer gerade in der Hängematte liegt, hängt einfach durch. Der Körperschwerpunkt, das Gesäß, wirkt zu stark auf den am wenigsten gespannten Punkt des Stofftuchs. Legen Sie sich jedoch leicht diagonal, begradigen Schultern und Füße durch Druck auf die Seiten der Hängematte die Liegefläche.

Können Babys in Hängematten schlafen?

In Hängematten wird die natürliche Krümmung der Wirbelsäule von Neugeborenen und Säuglingen ähnlich wie im Tragetuch unterstützt. Die Schaukelbewegungen von Hängematten sind zudem förderlich für das Einschlafen und schulen den Gleichgewichtssinn. Wichtig ist, dass das Kind nicht unbeaufsichtigt in der Hängematte gelassen wird. Netze und Fallhöhe können zudem tödliche Risiken für kleine Kinder darstellen.

Wie befestige ich eine Hängematte richtig?

Für das Aufhängen der Hängematte benötigen Sie, neben einer guten Knotentechnik, einen Anhaltspunkt zu Höhe und Abstand zwischen den Befestigungspunkten. Für ein gutes Verhältnis zwischen Spannung und Entspannung sollte die Aufhänghöhe ca. halb so viel messen wie der Abstand zwischen den Befestigungspunkten.

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