Matratzen sind aus den Schlafzimmern dieser Welt nicht wegzudenken. Ganz gleich, ob Futon oder Gelmatratze, ob Federkern- oder Kaltschaummatratze, eine Schlafunterlage findet sich in fast jedem Haushalt. Wie betagt die ältesten gefundenen Matratzen jedoch sind, ist beeindruckend. Ein in Israel entdecktes, ovales Exemplar aus geflochtenem Gras ist schätzungsweise 23.000 Jahre alt und hielt lange Zeit den Altersrekord. Inzwischen ist klar: Menschen haben schon deutlich früher auf Vorgängermodellen der heutigen Matratzen gelegen.
Ein Forscherteam um die Archäologin Lyn Wadley entdeckte zunächst im Jahr 2011 eine bis zu 77.000 Jahre alte Schlafunterlage in einer südafrikanischen Höhle. Nicht mal zehn Jahre später stießen Wadley und ihre Kollegen in einer anderen 350 km weiter nördlich gelegenen Höhle auf die Überreste einer rund 200.000 Jahre alten Matratze. Auch diese beiden Exemplare wurden aus Pflanzenfasern gefertigt – zum Teil aus Pflanzen, die Insekten fernhalten sollten, vermuten die Experten. Beide Fundstücke legen nahe, dass die Vorgänger der heutigen Matratze schon deutlich früher zur Schlafstätte des Menschen gehört haben, als bisher angenommen.
Matratzen aus natürlichen Rohstoffen
An der Herstellungsart, Matratzen mit natürlichen Rohstoffen zu füllen, hat sich lange Zeit nichts geändert. So hatte die gehobenere Schicht im alten Rom mit Wolle oder Gänsefedern gefüllte Matratzen. Selbst einfache Sklaven sollen im Römischen Reich auf Matratzen geschlafen haben. Bei Ausgrabungen im heutigen Italien wurde ein mit Pflanzenfasern gefülltes Kinderbett, das auf das Jahr 79 n. Chr. datiert wurde, im Haus einer Sklavenfamilie gefunden.
Die bei uns erst seit den 1960er Jahren populären Wasserbetten gibt es schon seit Urzeiten. Vernähte Ziegenhäute, die mit Wasser gefüllt wurden, nutzten nomadische Wüstenvölker zu ihren Gunsten: Auf dem Rücken ihrer Kamele dienten sie tagsüber als Wasserspeicher und abends konnten sie, weil sie sich tagsüber in der Sonne aufgeheizt hatten, als wärmende Schlafunterlage verwendet werden.
Matrah: arabische Bodenkissen
Das heutige Wort Matratze stammt vom früh-italienischen Materazzo ab. Dieses geht wiederum auf das arabische Wort matrah zurück. Matrah bedeutet so viel wie Bodenkissen und gibt einen Hinweis darauf, wie vielseitig die weichen Unterlagen eingesetzt wurden. Solche Bodenkissen dienten als Matratzen zum Schlafen, wurden aber vermutlich auch als Sitzmöglichkeit oder Arbeitsunterlage genutzt. Da die Matratzen dadurch schnell verschmutzten, wurden sie regelmäßig verbrannt und ersetzt. Geht man von einer Füllung aus Stroh oder Pflanzenfasern aus, dürften solche Matratzen nicht sonderlich wertvoll gewesen sein.
Wertvoll waren, beispielsweise im alten Rom, eher die Bettgestelle. Sie wurden mit aufwendigen Schnitzereien oder Schmuck verziert. Erstaunlicherweise verschwand die Matratzen-Kultur in Europa mit dem Untergang des Römischen Reiches. Fortan schlief das einfache Volk wieder auf dem Boden, auf einem Strohhaufen oder sehr dünnen und wahrscheinlich wenig komfortablen Schlafunterlagen aus Stoff.
Geschichte der Matratze in Europa
In der arabischen Welt hat sich die Matratzen-Kultur gehalten. Davon berichteten die Ritter der Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert. In Europa wurden Matratzen erst im Zuge des Kulturaustausches am Hof von Friedrich dem II. (1194–1250) im Heiligen Römischen Reich wieder populär. Doch selbst im 13. Jahrhundert blieb dieser Trend der Oberschicht vorbehalten. Vor allem Adelige oder besser betuchte Bürger leisteten sich Matratzen – beispielsweise aus Rosshaar.
Auch später waren hochwertige Matratzen ein Luxusgut der Oberschicht. Die industrielle Revolution ermöglichte eine Massenproduktion, wodurch sich Matratzen langsam in der arbeitenden Bevölkerung verbreiteten. Doch nur die wenigsten besaßen eine eigene Matratze. Mit drei weiteren Personen abwechselnd darauf zu schlafen, war keine Seltenheit. In den Großstädten mangelte es so sehr an Schlafplätzen, dass Betten stundenweise vermietet wurden.
Zum Standard wurden Matratzen erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Zwar waren die Rohstoffe für die Matratzenproduktion schon vorher vorhanden, während des Krieges wurden diese aber von der Rüstungsindustrie verschlungen und der Welthandel war lahmgelegt. Erst nach Kriegsende waren Latex und Kaltschaum beziehungsweise Polyurethanschaum (PUR) wieder für die Konsumindustrie erhältlich.
Anschließend hat sich der Matratzenmarkt vergleichsweise schnell weiterentwickelt. Dadurch waren Matratzen zwar für jedermann verfügbar, jedoch alles andere als preiswert. Eine undurchsichtige Preispolitik der Matratzenindustrie hielt sich in Deutschland über viele Jahrzehnte. Wie sich herausgestellt hat, waren dafür auch Preisabsprachen unter den Herstellern verantwortlich. Ein Matratzen-Kartell hatte sich gebildet – bis Adam Szpyt bett1.de gründete und dem Matratzen-Kartell den Kampf ansagte.