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Wie „grün“ sind Naturmatratzen?

Titelbild zur Naturmatratze: Ein weiß bezogenes Bett auf einer grünen Waldlichtung aus Vogelperspektive.

Eine Matratze aus überwiegend oder ausschließlich natürlichen Rohstoffen wird Naturmatratze genannt. Waren Matratzenfüllungen lange Zeit ausschließlich natürlich, haben sich seit der Nachkriegszeit vor allem Kunststoffe durchgesetzt. Auch heute noch dominieren Kunststoffe den Matratzenmarkt. Im Zuge des zunehmenden gesellschaftlichen Bewusstseins für Nachhaltigkeit bekommen nachwachsende organische Rohstoffe aber wieder mehr Beachtung. Grün ist besser – lautet inzwischen die Maxime vieler Menschen. Doch stimmt das wirklich? Oder ist das alles nur Green-Marketing? Wie nachhaltig sind Naturmatratzen?

Was sind natürliche Rohstoffe?

Fotos verschiedener Naturmaterialien nebeneinander v. l. n. r.: Hanffaser, Kokosfaser, Wolle


Alle Matratzenrohstoffe sind natürlichen Ursprungs: Kunststoffe und -schäume werden aus Erdöl hergestellt, das Metall von Federkernen aus Erzen und Latex aus Erdöl und/oder dem Milchsaft des Kautschukbaumes. Hinzukommen Bezüge aus Baumwolle und im Bereich der Naturmatratzen auch Füllungen aus Pflanzenfasern, etwa aus Kokos- oder Hanffasern sowie tierischen Erzeugnissen wie Rosshaar oder Wolle.

Als Naturmatratzen werden in der Regel aber nur solche bezeichnet, die aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt werden. Erdölbasierte Kunststoffe und Metallfedern kommen hierfür also nicht infrage. Weil sich aus Hanf- und Kokosfasern, Rosshaar und Wolle allein aber keine zeitgemäßen Matratzen herstellen lassen, wird in nahezu allen sogenannten Naturmatratzen Latex eingesetzt.

Naturmatratzen: Ohne Latex kaum denkbar

Foto in Nahaufnahme: Ein Baum aus dessen angeritzter Rinde eine weiße Flüssigkeit in eine Schale tropft.


Der Grund für die Verbreitung von Latex bei Naturmatratzen ist naheliegend: Latex kommt in Sachen Liegeeigenschaften am ehesten an moderne Schaumstoffe heran, kann aber theoretisch fast ganz aus dem nachwachsenden Rohstoff Kautschuk hergestellt werden. Theoretisch deshalb, weil praktisch nicht immer nur natürliches Latex zum Einsatz kommt. Naturlatex muss nur zu einem geringen Teil aus natürlichem Kautschuk hergestellt worden sein, um sich Naturlatex nennen zu dürfen.

Selbst wenn vermeintlich kein Latex im Matratzenkern eingesetzt wird, so findet sich Latex fast immer als dünne Schicht auf den Pflanzenfasern. Durch das Latexieren werden zum Beispiel Kokosfasern in Form gehalten und ihre Elastizität wird erhöht. Menschen mit einer Latexallergie sollten sich darüber im Klaren sein, auch wenn der direkte Hautkontakt eher unwahrscheinlich ist. Die einzige Naturmatratze ohne Latex, die eine ganz eigene Produktkategorie darstellt, ist der echte japanische Futon, der ausschließlich aus Baumwolle besteht.

Liegeeigenschaften von Naturmatratzen

Foto: Eine Person liegt in Seitenlage ohne Bettdecke auf einer Matratze.


Alle sogenannten natürlichen Matratzenfüllungen, abgesehen von Latex, haben eines gemeinsam: Sie erzeugen ein relativ festes Liegegefühl. Das muss nicht schlecht sein, solange die Wirbelsäule in den bevorzugten Schlafpositionen ergonomisch gelagert wird. Weil das Einsinken der Schulter bei sehr harten Matratzen in der besonders verbreiteten Seitenlage selten ausreichend möglich ist, kommt mal mehr und mal weniger der elastischere Latex zum Einsatz.

Latex kann in verschiedenen Härtegraden hergestellt werden und überzeugt mit einer hohen Punktelastizität. Damit gehört Latex wie moderne Schaumstoffe zu den Matratzenfüllungen, die bei entsprechender Qualität gute Liegeeigenschaften aufweisen können und somit den Ansprüchen an eine moderne Matratze gerecht werden.

Naturlatex-Matratze-Nachteile

Foto: Hände halten eine Staubsaugerdüse am Schlauch auf eine Matratze.


Latexmatratzen können lange halten, wenn sie richtig gepflegt werden. Die Pflege gestaltet sich jedoch aufwendig. Matratzen mit Latexkern sollten regelmäßig gedreht und gewendet werden, damit sie nicht zu einseitig belastet werden. Weil sie im Vergleich zu Schaumstoffmatratzen sehr schwer sind, ist das Drehen und Wenden spätestens bei Doppelbettgrößen eine Aufgabe für zwei Personen.

Die Oberfläche des Latexkerns muss nach dem Absaugen außerdem mit einem speziellen Reinigungsmittel gepflegt werden, ansonsten droht sie porös zu werden. Zu guter Letzt gilt zu beachten, dass Latexmatratzen anfällig für Schimmelbildung sind und deshalb ausreichend Möglichkeit zum Auslüften bekommen sollten.

Naturmatratzen: Wie viel Natur steckt wirklich drin?

Foto: Mehrere Bäume in einer Reihe, aus deren angeritzter Rinde Kautschuk in eine Schale läuft.


Verbrauchertäuschungen wie diese sind bereits aus der Lebensmittelindustrie bekannt: Eine Naturlatexmatratze muss zwar Latex enthalten, der aus natürlichem Kautschuk hergestellt wurde, doch reicht für die Namensgebung bereits ein kleiner Anteil Naturlatex – der Rest darf aus billigerem synthetischen Latex auf Erdölbasis bestehen. Wer auf der Suche nach einer Naturmatratze ist, will aber genau das vermeiden.

Doch es gibt sie: Naturmatratzen, deren Kern aus 100 % Naturlatex besteht. Hier lohnt es sich, genauestens ins Kleingedruckte zu schauen. Auch haben sich einige Unternehmen zusammengetan und Siegel geschaffen, die rein natürlichen Latex garantieren sollen. Weil diese Siegel aber nicht von Dritten überprüft werden, sollten Sie auch hier genau hinschauen und sich selbst ein Bild über deren Glaubwürdigkeit machen.

„Natur“ heißt nicht „unbedenklich“

Nur weil Hanf- und Kokosfasern sowie Rosshaar und Wolle als Naturprodukte vermarktet werden, heißt das nicht, dass sie gut für die Natur sind. Hier darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt auf dem undurchschaubaren Weltmarkt weitverbreitet ist. Lässt sich nicht herausfinden, woher die Tier- und Pflanzenfasern in einer Naturmatratze kommen, lässt sich auch nicht überprüfen, ob die Rohstoffe fair und nachhaltig gehandelt oder produziert wurden.

Naturmatratzen: Gesundheit, Klima und Ethik


Gesundheit

In der Vermarktung von Naturmatratzen wird häufig die gesundheitliche Unbedenklichkeit der verwendeten Materialien als Verkaufsargument genutzt. Doch genauso wie nicht jede Zitronenschale zum Verzehr geeignet ist, können auch pflanzliche oder tierische Materialien in Matratzen Schadstoffe enthalten und abgeben. Deshalb sollten auch Naturmatratzen schadstoffgeprüft sein – zum Beispiel durch den Oeko-Tex® Standard 100.

Klima

Eine „grüne“ Matratze aus nachwachsenden Rohstoffen mag zwar deutlich teurer sein, dafür tut man dem Planeten etwas Gutes – so die weitverbreitete Annahme. Ganz so einfach ist die Rechnung aber nicht. Der für die Herstellung von Naturlatex benötigte Kautschuksaft wird aus Gummibäumen gewonnen. Wenn sich durch den Massenanbau bestimmter Pflanzen in tropischen Regionen Geld verdienen lässt, geht dies mit der Rodung von Wäldern und umweltschädlichen Monokulturen einher. Obwohl Gummibäume viel CO2 speichern können, ist die tatsächliche Ökobilanz einer Naturlatexmatratze wegen des häufig undurchschaubaren Produktionsablaufs wohl deutlich schlechter, als es zunächst scheint.

Ethik

Gummibäume zur Gewinnung von Naturkautschuk werden vor allem in Südostasien kultiviert. Neben den klimaschädlichen Anbaumethoden berichtet der WWF auch von „Menschenrechtsverletzungen mit teilweise unwürdigen Arbeitsbedingungen“ und sogar von „Kinderarbeit auf industriellen Kautschukplantagen“. Ob es sich um ein fair hergestelltes Produkt handelt, können Kundinnen und Kunden am Ende nicht mehr sicher nachvollziehen. Auch wenn Naturlatex auf den ersten Blick „grün“ und fair erscheint, ist er das wegen der Produktionsbedingungen meistens nicht.

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