Schlaf-App: ein Wundermittel für besseren Schlaf?
ZULETZT Aktualisiert: 17. August 2023
Millionen Menschen in Deutschland sind von nächtlichen Schlafstörungen geplagt. Deshalb erfreuen sich Schlaf-Apps immer größerer Beliebtheit, da sie unruhigen Nächten ein Ende setzen soll. Wie funktioniert eine Schlaf-App, was misst oder verändert sich durch eine solche? Und was verändert sich wirklich durch den Einsatz von Technologie im Schlafzimmer?
Schlaf-App: Schlafproblemen auf den Grund gehen
Schlechter Schlaf mindert unsere Produktivität und erhöht das Risiko für Depressionen, Angststörungen und anderweitige Krankheiten. Bei schwerwiegenden Schlafstörungen sollte unbedingt ärztlicher Rat gesucht werden. Wer hingegen gelegentliche Schlafprobleme auf eigene Faust erforschen will, kann auf eine Schlaf-App für das Smartphone zurückgreifen. Solche Apps dokumentieren das Schlafverhalten und analysieren die Schlafqualität. Für genauere Messungen werden neben der Schlaf-App häufig zusätzliche Instrumente, wie Schlaf-Tracker an Fitness-Armbändern, benötigt, die zusätzlich Herzfrequenz und Ruhepuls messen. Auf lange Sicht soll die Auswertung der Daten Rückschluss auf die Schlafqualität geben. Einige Schlaf-Apps bieten darüber hinaus auch Tipps zur Verbesserung der Schlafgewohnheiten.
Darüber hinaus gibt es eine weitere Variante von Schlaf-Apps. Für Menschen, die abends nur schwer zur Ruhe kommen, kann eine Einschlaf-App nützlich sein. Durch das Abspielen entspannender Hintergrundgeräusche sollen Einschlaf-Apps das Einschlafen erleichtern. Besonders beruhigend wirken Naturgeräusche wie Regen, Wind oder Gewitter. Oftmals sind Einschlaf-Apps als weitere Funktion in analysierenden Schlaf-Apps integriert.
Wie eine Schlaf-App funktioniert
Für eine genaue Auswertung analysiert die Schlaf-App Schlafdauer, Schlafphasen und die Schlaftiefe des Nutzers. Sie lässt sich auch in eingeschaltetem Flugmodus bedienen. Für eine ordnungsgemäß funktionierende Schlafüberwachung wird das Smartphone neben dem Kopfkissen platziert. Der Beschleunigungssensor im Smartphone zeichnet Vibrationen der Matratze auf, die durch Bewegungen entstehen. Anhand der Bewegungen ordnet die Schlaf-App die jeweilige Schlafphase ein, in der sich der Nutzer befindet. Je leichter wir schlafen, desto mehr bewegen wir uns. Je tiefer wir schlafen, desto weniger bewegen wir uns. Typisch für Tiefschlaf- und REM-Phase sind eine fast vollständige Handlungs- und Bewegungsunfähigkeit. Anhand der Charakteristika einzelner Schlafabschnitte unterscheidet eine Schlaf-App zwischen Leicht- und Tiefschlafphase und dokumentiert den einzelnen Schlafzyklus. Integrierte Schlafphasenwecker können den Nutzer in der passenden Schlafphase aufwecken. Andere Funktionen zeichnen auf, ob der Nutzer im Schlaf spricht, schnarcht oder an Atemaussetzern leidet und inwieweit das Schlafverhalten dadurch beeinträchtigt wird.
Bewirkt eine Schlaf-App Schlafwunder?
Ein Wundermittel für besseren Schlaf ist eine Schlaf-App sicher nicht. Schlaf-Apps können unseren Schlaf aufzeichnen, allerdings analysieren solche Apps nur oberflächlich. Sie orientieren sich an den Bewegungen im Schlaf und leiten die Schlafphase, in der sich der Nutzer gerade befindet, lediglich ab. Zumindest liefern sie aber erste Erkenntnisse über die Schlafqualität und decken eventuell vorhandene Schlafstörungen auf. Dennoch ist die Schlaf-App eher auf die Beobachtung der Schlafgewohnheiten konzipiert und keine Lösung für Menschen, die unter schwerwiegenden Schlafproblemen leiden.
Die größte Stärke der Schlaf-App liegt wohl darin, den Nutzer immer wieder an Erfolge und Fortschritte zu erinnern. Je länger Schlaf-Apps oder Schlaftracker benutzt werden, desto häufiger werden die gespeicherten Daten miteinander verglichen. Spitzensportler nutzen die eigenen Daten zur Überprüfung und Optimierung ihres Schlafverhaltens schon lange. Eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie zum Thema Selbstvermessung und selbstreflexivem Lernen belegt, dass Kenntnisse über eigene Daten sowie ständiges Vergleichen Lernprozesse beschleunigen kann. Daten über das eigene Verhalten helfen, konsequent zu sein und somit bessere Erfolge zu erzielen. Neben Schlaf-Apps erfreuen sich auch Ernährungs- und Diät-Apps großer Beliebtheit, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren.
Begünstigt die Nutzung einer Schlaf-App Schlafstörungen?
Smartphone-Apps ersetzen keinen Arzt. Das Verfolgen solcher Trends und die Optimierung aller Lebensbereiche durch Apps führen dazu, sich selbst unter Druck zu setzen. So können Schlafstörungen unter Umständen sogar begünstigt werden. Die Nutzung von Smartphones und anderen elektronischen Geräten vor dem Zubettgehen ist außerdem nur bedingt zu empfehlen. Helle Displays hemmen die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, was Schlafstörungen hervorrufen kann. Zudem sollte jedem bewusst sein, dass Smartphones elektromagnetische Felder für die Übertragung von Daten verwenden. Dies stellt nach aktuellem Stand der Wissenschaft keine gesundheitliche Gefahr dar, Langzeitwirkungen sind jedoch noch nicht erforscht. Für eine niedrige Strahlenintensität sollte daher vorsichtshalber bereits beim Kauf eines Smartphones auf einen niedrigen SAR-Wert geachtet werden. Unabhängig davon, ob man eine Schlaf-App nutzt, sollte das Smartphone in der Nacht in den Flugmodus gestellt werden, um die Strahlenintensität so gering wie möglich zu halten.
Bei gelegentlichen leichten Schlafproblemen kann nahezu jeder seine Schlafqualität positiv beeinflussen, indem gewisse Routinen eingehalten werden. Von zentraler Bedeutung ist die Einhaltung der Schlafhygiene. Dabei handelt es sich um Gewohnheiten, die einen gesunden Schlaf ermöglichen und Schlafstörungen vorbeugen sollen. Aber auch die Verwendung einer guten Matratze spielt dabei eine große Rolle.