Kräuterkunde 2. Teil – Besser einschlafen dank natürlicher Aromatherapie
ZULETZT Aktualisiert: 12. Oktober 2023
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Ätherische Öle: Allheil- und Schlafmittel mit jahrtausendealter Tradition
Ein häufig gebrauchtes und zugleich günstiges Heilmittel aus der Natur – ätherische Öle. Sie lindern Kopfschmerzen und tragen sogar zur Konzentrationssteigerung bei. Doch sie können noch mehr. Der Wirkbereich ätherischer Öle ist umfassend. Selbst Krebsmediziner, die sich immer stärker um die Erforschung der komplexen einzelnen Wirkstoffe in ätherischen Ölen bemühen, erkennen in dieser Heilkunde heute eine Therapie mit Zukunftspotenzial. Neben den meist anregenden Duftstoffen wie Fichtennadeln, Minze, Zitronengras, Rosmarin, Zedernholz, Zimt oder Bergamotte gibt es eine ganze Reihe beruhigende ätherische Öle mit ausdifferenzierten Wirknuancierungen. Die Verbindungen können mittels Aromatherapie dazu beitragen, Menschen mit unterschiedlichen Schlaf- und Einschlafstörungen besser und schneller ins Land der Träume zu befördern.
Von welchen ätherischen Ölen genau die Rede ist, wie ätherische Öle allgemein wirken, wem wir ihre Entdeckung verdanken und was Sie beim Gebrauch unbedingt beachten sollten, haben wir nachfolgend für Sie zusammengetragen.
Wie ätherische Öle wirken
Eines vorab: Die komplexe physikalische Wirkung ätherischer Duftstoffe ist bis heute nicht vollends erforscht. Sie wird aber immer klarer und differenzierter. Forscher sind sich mittlerweile darüber einig, dass ätherische Öle in der Riechschleimhaut der Nase mittels Rezeptoren Impulse auslösen. Über die Nervenbahnen gelangen diese Impulse in die Regionen des Gehirns, in denen Emotionen entstehen.
In der praktischen Anwendung bedeutet das, dass Sie statt Ölen auch echte Kräuter verwenden können, um dieselbe Wirkung auszulösen. Einzig die Intensität der Wirkung ist bei bereits verarbeiteten ätherischen Ölen konzentrierter als im ursprünglichen Kraut. In Bädern oder Inhalaten ist die Konzentration ebenso eine geringere, da neben der Aufnahme der Duftstoffe über die Nasenschleimhaut kleinste Moleküle der Öle über die Haut in den Blutkreislauf gelangen.
Welche ätherischen Öle beruhigend wirken
In mehreren Studien wurde belegt, dass Lavendel-Öl Ausgeglichenheit fördert, entspannend und beruhigend wirkt. Somit eignet sich ätherisches Lavendel-Öl perfekt, um es vor dem Schlafen zusammen mit etwas Wasser in eine Duftlampe zu geben oder es auf ein Stück Stoff zu träufeln und dieses neben das Bett zu legen. Alternativ können Sie auch frischen oder getrockneten Lavendel neben das Bett oder in einem Stoffsäckchen unter das Kopfkissen legen.
Auch Jasmin sowie Gardenia Acetal, einem nach Jasmin duftenden Stoff, sagt man nach, dass er im Gehirn die gleichen Rezeptoren anspricht wie Barbiturate und Benzodiazepine und somit schlaffördernd und angstlösend wirkt.
Daneben ist der harmonisierende Duft von Melisse ein bewährtes Hausmittel zur Linderung von Schlafstörungen, ausgelöst durch Stress, nervöse Verspannungen, Melancholie und Depression. Ähnliches gilt für den meist teuren Duft von Rosenblüten oder Rosenholz, deren Aromen Angstzuständen, Depressionen, Verspannungen, Gefühlsschwankungen und auch Lustlosigkeit entgegenwirken.
Wie die Rose trägt auch der exotische Duft von Ylang Ylang, ein Annonengewächs der Philippinen und aus Indonesien, zur Entspannung bei. Darüber hinaus hilft Ylang Ylang bei nervöser Unruhe, Angstzuständen, Unausgeglichenheit und Schlafstörungen.
Eukalyptus befreit mit seinem frischen, nach Kampfer riechendem Duft die Atemwege. Deshalb ist ätherisches Eukalyptus-Öl auch ideal, um verstopfte Atemwege durch Erkältungen zu lösen. Sauerstoffmangel kann das Einschlafen erschweren. Eukalyptus leistet hier Hilfe. Für empfindlichere Kleinkinder, Asthmatiker und Schwangere eignen sich allerdings weniger aggressive Alternativen wie Cajeput und Niaouli.
Für Menschen, die aus Nervosität nicht einschlafen können, ist Neroli-Öl vermutlich das Richtige. Die meist als Orangenblütenöl bekannte Essenz wirkt nicht nur stimmungsaufhellend, sondern auf manche Menschen auch nervenberuhigend und entsprechend schlaffördernd.
Insbesondere gestresste, überreizte oder unruhige Gemüter sollten zudem der Aroma-Therapie mit Anis eine Chance geben. Das milde Aroma entfaltet eine ausgleichende und zugleich stabilisierende Wirkung. Das Gleiche gilt für das ätherische Öl einer beliebten Gartenpflanze: der Geranie.
Geschichte der Aromatherapie
Auch wenn bereits zur Zeit der alten Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten Pflanzenteile unter Verbrennung für therapeutische Zwecke genutzt wurden: Den eigentlichen Grundstein heutiger Aromatherapie legte im Juli 1910 der französische Parfümeur und Chemiker für Kosmetik René-Maurice Gattefossé. Nachdem er sich beide Hände und die Kopfhaut bei einer Explosion verbrannt hatte, behandelte Gattefossé seine schweren Wunden mit Lavendelöl. Die Abheilung erfolgte erstaunlich schnell und ohne Bildung von Narben. Daraufhin betrieb Gattefossé Nachforschungen.
1918 produzierte er eine antiseptische Seife auf der Basis ätherischer Öle, um im ersten Weltkrieg damit Kleidungsstücke und Verbandsmaterialien zu waschen. 1923 studierte er schließlich die medizinischen Eigenschaften ätherischer Öle. Es folgten Publikationen und die Herstellung speziell entwickelter Produkte mit ätherischen Ölen. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er verstärkt mit Bergamotte und unterstützte Ärzte und Krankenhäuser.
1936 veröffentlichte er seine vielfach übersetzte Publikation „Physiologische Ästhetik und Schönheitsprodukte“. Seine zwei folgenden Publikationen „Aromatherapie“ und „Essenzielle Antiseptika“ (1937) sollten richtungsweisend für alle späteren Anwender ätherischer Öle werden und prägten den Begriff „Aromatherapie“.
Was Sie beim Gebrauch ätherischer Öle unbedingt beachten sollten
Ätherische Öle können unsere Emotionen positiv beeinflussen und das körperliche und geistige Wohlbefinden fördern. Doch Achtung: Gerade deshalb ist es wichtig, wie bei anderen Arzneimitteln auch, einige grundlegende Regeln bei der Anwendung zu beachten. Ätherische Öle können auch schädlich sein, sofern sie nicht korrekt angewendet werden: Eukalyptus, Salbei oder Rosmarin enthalten beispielsweise sogenannte Ketone, die bei falschem Gebrauch die Leber schädigen können.
Lassen Sie sich vor einem Schönheitsschlaf am besten fachkundig beraten und verzichten Sie auf minderwertige Qualität. Das gilt vor allem, wenn Sie Öle in Kontakt mit der Haut bringen wollen: Verdünnte Öle schaden ihr nicht, reine Öle hingegen sind wegen ihres starken Reizpotentials schnell problematisch und können allergische Reaktionen, im schlimmsten Fall sogar Verätzungen auslösen. Wer seine Haut mit Aromen therapieren möchte, sollte entsprechend eine geprüfte Pflegeserie mit ätherischen Ölen wählen, statt selbst zu experimentieren.
Haltbarkeit und Lagerung
Was für Tabletten und Tropfen aus der Schulmedizin gilt, sollte auch bei Naturheilmitteln wie ätherischen Ölen beachtet werden: das Verfallsdatum. Dieses variiert von Öl zu Öl. Teebaumöl hat eine vergleichsweise kurze Haltbarkeit und sollte sechs Monate nach der Öffnung entsorgt werden. Zitronengras, Neroli und andere fruchtige Öle haben eine Haltbarkeit von rund einem Jahr; Kräuteröle wie Kamille, Lavendel oder Eukalyptus von zwei Jahren.
Einmal geöffnet sollte der Deckel nach dem Gebrauch stets fest verschlossen und das Öl geschützt vor Licht, extremer Wärme oder Kälte aufbewahrt werden.
Dosierung: Weniger ist mehr
Sie sind unsicher, ob Sie genug Öl in Ihre Duftlampe oder den Diffuser gegeben haben? „Riechschwelle“ lautet die einfache Faustregel: Der Duft des Öls sollte immer nur zart zu riechen, sprich gerade noch wahrnehmbar sein. Bei ätherischen Ölen reichen maximal drei Tropfen pro Raum aus. Bei hoch konzentrierten Ölen wie Rose oder Kamille genügt bereits ein Tropfen.
Wenn Sie nach zehn Minuten den Geruch nicht mehr wahrnehmen, sollten Sie die Dosierung keinesfalls erhöhen. Diese Gewöhnung ist normal. Verlassen Sie den Raum für eine halbe Stunde und kommen dann zurück, werden Sie den Duft wieder vernehmen.
Aromatherapie: der richtige Ort – die richtige Zeit
Eine Aromatherapie in einem 30 Minuten langen Intervall ist nicht nur sparsamer als eine dauerhafte Beduftung. Sie ist auch vollkommen ausreichend, um die Emotionen in die ein oder andere Richtung zu lenken, denn die Nase reagiert nicht dauerhaft auf Duftreize.
Zudem bietet es sich an, einzelne Räume unterschiedlich zu beduften. Der Wirkradius von Duftlampen und Diffusern beträgt nur circa zwei Meter. Wählen Sie an Ihrem Schreibtisch einen stimulierenden Duft wie Zitronengras, im Schlafzimmer hingegen einen beruhigenden, schlaffördernden wie Lavendel oder Melisse.