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Bauchschläferkissen – schicker Trend ohne Nutzen?

Foto: Eine Person in Bauchlage. Das Gesicht ist in den Kissen vergraben.

Je nach Schlafposition verteilen sich Körpergewicht und Belastung der Wirbelsäule anders. Das Bauchschläferkissen muss einer außergewöhnlichen Schlafhaltung gerecht werden, deren Ansprüche an den Halswirbelbereich sich stark von denen der Rücken- und Seitenlage unterscheiden.

Bauchschläfer sind die Exoten in der Verteilung der Schlafpositionen. Nur etwa 13 % entscheiden sich für die Bauchlage. Unabhängig davon, welche Schlafposition Sie zum Einschlafen bevorzugen: Gesunde Schläfer verändern im Schnitt 25 Mal pro Nacht ihre Schlafposition, schlafen also in Bauch-, Seiten- und Rückenlage.

Ansprüche ans Bauchschläferkissen

Illustration der drei häufigsten Arten von Bauchschläferkissen: Ein sternförmiges Bauchschläferkissen, ein ergonimisch geformtes mit mittigem Atemloch und ein e Bauchschläferdecke mit erhöhtem Rand für Kinder.

Ein Bauchschläferkissen sollte besonders flach sein, damit die Halswirbelsäule nicht überdehnt wird. Viele Bauchschläferkissen sind sternförmig gestaltet. Die Aussparungen an den Seiten sollen das Atmen erleichtern und dafür sorgen, dass weniger Atemfeuchtigkeit im Kissen kondensiert. In Bauchlage atmen wir näher am Kissen als in jeder anderen Schlafposition. Das Material, aus dem ein Bauchschläferkissen gefertigt ist, muss diesem feuchtwarmen Schlafklima standhalten. Atmungsaktive Werkstoffe, die entstehende Feuchtigkeit schnell verteilen und verdunsten lassen, sind beim Bauchschläferkissen besonders vorteilhaft.

Ruhig schlafen? Bitte wenden!

Für einen erholsamen Schlaf benötigen wir Bewegung. Nicht nur vor der Nacht, um müde zu werden. Etwa dreimal pro Stunde drehen wir uns im Schlaf. Das regt die Durchblutung an und verteilt die Gewebsflüssigkeit in den Bandscheiben. Zu ruhiger Schlaf schädigt auf Dauer die Bandscheiben. Matratzen mit besonders hohem Lageveränderungswiderstand erschweren das Drehen, so dass die Tiefschlafphase unterbrochen wird.

Bauchschläfer am Anfang und am Ende – dazwischen ist alles im Fluss

Illustration: Eine Bildreihe aus drei Bildern zeigt v. l. n. r. einen Rückenschläfer, einen Seitenschläfer und einen Bauchschläfer in entsprechender Lage auf dem Kopfkissen.

Ob Sie sich als Seiten-, Rücken- oder Bauchschläfer definieren, entscheidet sich an der Ihnen bekannten Einschlafposition. Viele Menschen nehmen zum Ende der Nacht, vor dem bewussten Aufwachen, ihre Einschlafposition wieder ein, so dass sie glauben, sie hätten sich nicht gerührt. Ein Irrtum – wer gesund schläft, rotiert. Eine gute Matratze sollte daher für jegliche Schlafposition geeignet sein. Ein Bauchschläferkissen unterstützt in Bauchlage. Es sollte sich aber möglichst auch an die Bedürfnisse der Halswirbelsäule in Rücken- und Seitenlage anpassen.

Ist ein Bauchschläferkissen alternativlos?

Foto: Ein Bauchschläfer auf einem Bauchschläferkissen


Selbst flache Bauchschläferkissen können die Halswirbelsäule überstrecken und die Atmung mehr behindern, als wenn Sie in Bauchlage einfach ohne Kissen schlafen. Es ist also durchaus eine gesunde Alternative, in Bauchlage das normale Kopfkissen zu der Atmung abgewandten Körperseite wegzuschieben und den Kopf direkt auf die Matratze zu betten. Wer in Bauchlage neben dem Kissen einschläft, wird sich beim Wenden zur Seiten- oder Rückenlage nahezu automatisch aufs Kopfkissen zurückdrehen. Während Sie pro Nacht bis zu 80 Mal unbewusst erwachen und dabei etwa 25 Mal die Schlafposition verändern, rücken Sie dann bestenfalls Ihr Kissen für die neue Schlafposition zurecht und schlafen ungestört und ohne Erinnerung daran weiter. Ein explizites Bauchschläferkissen ist daher nicht zwingend notwendig und unterstützt gegebenenfalls in Rücken- oder Seitenlage nicht ausreichend. Auch die Kosteneinsparungen können in dem Fall gravierend sein: Bauchschläferkissen haben, wie viele Nischenprodukte, oft weit höhere Preise als massenkompatible Nackenstützkissen und andere herkömmliche Kopfstützen.

Ist die Bauchlage ungesund?

Foto: Eine Person, aus der Bauchlage halb im Bett erhoben, hält sich den Rücken.

Das Schlafen in Bauchlage birgt viele Nachteile. Je schwerer der Schlafende, desto mehr Druck übt das Körpergewicht auf die inneren Organe aus. Zusätzlich ist die Wirbelsäule nicht in gerader Ruheposition gelagert, was zu Schmerzen am Morgen führen kann.

Der Kopf ist stark zur Seite gedreht, um die Atmung nicht zu behindern. Aus der extremen Drehung der Halswirbel können Verspannungen und Blockaden im Schulter- und Nackenbereich resultieren. Nerven in diesem sensiblen Bereich können eingeklemmt oder gezerrt, die Durchblutung lebenswichtiger Organe und Extremitäten eingeschränkt und die Atmung durch Druck auf die Lunge erschwert werden. Viele Bauchschläfer winkeln zusätzlich ein Bein an. Diese Position entlastet die Beckenmuskulatur, verdreht die Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich jedoch zusätzlich.

Wer sich umgewöhnt, erspart sich nicht nur das Bauchschläferkissen, sondern mögliche gesundheitliche Folgen der Bauchlage. Dass ein Abgewöhnen der Einschlafposition möglich ist, wissen vor allem Schwangere, die ab einem bestimmten Grad der Schwangerschaft nicht mehr in dieser Position schlafen können.

Gefährliche Bauchlage bei Neugeborenen

Foto: Ein Säugling in Bauchlage auf einer weichen Matratze.

Das Bett eines Säuglings sollte generell so frei wie möglich sein. Kissen, so flach Baby- und Bauchschläferkissen auch sein mögen, sind noch unnötig und bergen die Gefahr des Abdeckens der Atemwege. Sie gehören daher nicht ins Babybett. Beim Co-Sleeping im Familienbett sollte ebenfalls auf möglichst wenige Decken und Kissen in Kindsnähe geachtet werden.

Foto: Ein Baby in Rückenlage streckt die Füße in die Luft.

Einige Statistiken zeigen einen Anstieg der Gefahr des plötzlichen Kindstods in Bauchlage. Die meisten Säuglinge schlafen auf dem Bauch weitaus tiefer und, wie viele Eltern bemerken, zum ersten Mal lange Zeit am Stück. Klingt verlockend, aber in diesem wehrlosen Tiefschlaf liegt eine der Gefahren für das Kind. Zudem verfügt es mit wenigen Monaten noch nicht über ausreichend motorische Fähigkeiten, sich selbstständig aus einer kritischen Lage zu befreien. Es kann sich weder eigenständig umdrehen, noch eine blockierende Decke oder Kissen von den Atemwegen entfernen. Daher noch einmal: keine unnötigen Gegenstände im Babybett – keine Baby- oder Bauchschläferkissen, keine Kuscheltiere oder Decken. So traurig es aussieht: ein kahles Bett mit einem Baby im Schlafsack ist am sichersten.

Auch eine unebene Unterlage oder zu weiche Matratze kann dem Säugling in Bauchlage zum Verhängnis werden. In Kuhlen, die beim zu tiefen Einsinken entstehen, kann sich das ausgeatmete Kohlendioxid anreichern und zum Erstickungstod führen. Die einheitliche ärztliche Empfehlung ist daher, das Kind nicht in Bauchlage schlafen zu lassen.

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