Visco-Matratze: Vor- und Nachteile von Viscoschaum
ZULETZT Aktualisiert: 25. April 2023
Eine Visco-Matratze verspricht maximale Druckentlastung dank der besonderen Viscoschaum-Technologie. Die auch als Memory-Foam-Matratze bekannte Schlafunterlage gehört zu den Schaumstoffmatratzen. Der namensgebende Viscoschaum wird nur als oberste Schicht auf der Liegefläche eingesetzt, darunter befinden sich andere Schaumstoffe wie Komfort- oder Kaltschaum. Viskoschaum wird in der Matratzenindustrie meist als besonders fortschrittlich beschrieben, zum Teil wird sogar von NASA-Schaum gesprochen – das klingt verheißungsvoll, sagt aber nichts über die Eigenschaften von Visco-Matratzen aus.
NASA-Schaum-Matratze?
Tatsächlich wurde Viscoschaum in den Sechzigern von Forschern entwickelt, die von der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA finanziert wurden. Später setzte die NASA den neu entwickelten Schaumstoff für die Sitze ihrer Testpiloten ein. Anschließend wurde die Viscoschaum-Technologie in den unterschiedlichsten Bereichen ausprobiert: zum Beispiel als Helmpolsterung im US-amerikanischen Profifootball, als Sitzpolsterung für Motorräder oder in medizinischen Kissen und Matratzen zur Dekubitus-Vorbeugung. Erst in den frühen Neunzigern waren Visco-Matratzen und -Kissen reif für den Verbrauchermarkt.
Memory-Foam-Matratze?
Die im englischen Sprachgebrauch verbreitete Bezeichnung Memory-Foam beschreibt die Besonderheit von Viskoschaum auf anschauliche Art und Weise. Die Rückstellkraft von Memory-Foam, was im Deutschen so viel wie „Erinnerungsschaum“ bedeutet, ist so gering, dass man denken könnte, dieser Schaumstoff erinnert sich an einen. Wird eine Memory-Foam-Matratze entlastet, bleibt für kurze Zeit ein Abdruck dessen zurück, was kurz zuvor noch für Belastung gesorgt hatte.
Wie funktioniert die Visco-Matratze?
Wie bei der Komfort- und Kaltschaummatratze wird auch bei der Visco-Matratze ein Schaumstoff aus Polyurethan verwendet. Allerdings kommen bei der Herstellung von Viscoschaum spezielle Formgedächtnispolymere zum Einsatz, die für die besonderen Eigenschaften von Visco-Matratzen verantwortlich sind. Diese Formgedächtnispolymere sorgen dafür, dass der Viscoschaum besonders weich und anpassungsfähig wird – allerdings nur, wenn die Temperatur stimmt. Viscoschaum ist temperaturempfindlich und wird erst durch die Körperwärme richtig weich.
Vorteile von Visco-Matratzen
Der größte Vorteil einer Visco-Matratze ist nicht nur die Anpassungsfähigkeit, das können andere Schaumstoffmatratzen auch, sondern die sehr hohe Druckentlastung. Die kaum vorhandene Rückstellkraft einer Visco-Matratze sorgt einerseits für bleibende Abdrücke, andererseits für sehr wenig Druck auf den aufliegenden Körperstellen. Ähnlich wie Gel-Matratzen, die in Sachen Druckentlastung ähnliche Eigenschaften vorweisen, werden Visco-Matratzen deshalb auch im medizinischen Bereich eingesetzt, um etwa die Gefahr eines Wundliegens von Patienten zu verringern.
Nachteile von Visco-Matratzen
Die temperaturempfindliche Rückstellkraft der Visco-Matratze, die erst für die Druckentlastungseigenschaften sorgt, ist auch ihr größter Nachteil. Je kälter es im Schlafzimmer ist, und dort sollte es im Verhältnis zum Rest des Wohnraums kühler sein, umso härter wird die Visco-Matratze. Während die Raumtemperatur in modernen Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen noch konstant gehalten werden kann, ist das in privaten Schlafzimmern nicht immer möglich oder gewünscht. Das kann nicht nur im Winter zu einem echten Nachteil werden, auch wer sonst gerne kühler schläft, ist mit einer Visco-Matratze schlecht beraten.
Visco-Matratzen eignen sich nicht für jeden
Während Visco-Matratzen wegen der guten Druckentlastung im medizinischen Bereich sinnvoll sein können, sind sie für den privaten Gebrauch weniger empfehlenswert. Ein Kopfkissen aus Viscoschaum kann sich wegen der geringen Größe auch im Winter von der Körperwärme einer Person auf „Betriebstemperatur“ bringen lassen – bei einer sehr viel größeren Visco-Matratze gelingt das nicht immer. Durch das tiefere Einsinken in den Viscoschaum erhöht sich zudem der Lageänderungswiderstand, der den üblichen Positionswechsel während des Schlafens erschwert. Wer nicht aus gesundheitlichen Gründen die meiste Zeit im Bett verbringen muss, sollte lieber zu einer guten Schaumstoffmatratze greifen.
Was ist Viscoschaum Matratze?
Eine Viscoschaum-Matratze besteht zum Großteil aus ganz normalem Schaumstoff. Der Viscoschaum macht lediglich die oberste Schicht der Liegeseite aus. Dort sorgt er für eine hohe Druckentlastung, was für ein sehr weiches Liegegefühl sorgt. Allerdings ist Viscoschaum temperaturempfindlich – bei Kälte wird er härter. Die geringe Rückstellkraft des Viscoschaums erschwert außerdem das nächtliche Umdrehen.
Was ist besser Viscoschaum oder Kaltschaum?
Für den privaten Gebrauch ist eine Matratze aus Kaltschaum meist besser geeignet. Denn der temperaturempfindliche Viscoschaum darf nicht zu sehr abkühlen, ansonsten verhärtet er sich. Außerdem braucht das nächtliche Wechseln der Schlafposition auf einer Matratze aus Viscoschaum mehr Kraft. Da ein Mensch seine Schlafposition etwa 30 bis 60 Mal pro Nacht wechselt, kann sich der höhere Lageänderungswiderstand einer Visco-Matratze negativ auf den Schlaf auswirken.
Was ist viskoelastischer Schaum?
Wie auch bei Komfort- oder Kaltschaum handelt es sich bei viskoelastischem Schaum um ein Erzeugnis aus dem Kunststoff Polyurethan. Allerdings werden viskoelastischem Schaum zusätzlich Formgedächtnispolymere beigemischt – erst dadurch entsteht ein Schaumstoff, der bei Körperwärme weicher wird und so für eine hohe Druckentlastung sorgt.