Als Bestandteil von Textilwaren ist Polyester heute nicht mehr wegzudenken. Polyester findet sich in nahezu allen Bereichen der Textilindustrie: Als Mischgewebe für Alltagskleidung, als Hauptbestandteil von Outdoor- und Sportbekleidung, als Füllung und Bezugsstoff für Kissen sowie Decken und im Fall der BODYGUARD® Matratze auch als Matratzenbezug. Wer mit Polyester Negatives assoziiert, dem sei verziehen. Denn als sich Kleidungsstücke aus Polyester verbreiteten, hatte die heutige Allround-Faser noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen.
Geburtsstunde der Superfaser Polyester
Textilfasern aus Polyester wurden zwar schon früher beim Chemie-Konzern DuPont hergestellt, jedoch erst Anfang der 1940er-Jahre vom britischen Chemiker John Rex Whinfield marktreif weiterentwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ersten Polyester-Fasern unter dem Namen Terylene bei Imperial Chemical Industries in England produziert. Terylene war der erste von etlichen Handelsnamen, die folgen sollten: Diolen, Dacron, Fleece, Grisuten, Polarguard, Trevira, Thermolite, Tritan und Vestan – um nur einige zu nennen.
Der breiten Masse wurde Kleidung aus Polyester erst in den 1950er- und 1960er-Jahren bekannt. Bis Polyester-Kleidung in Mode kam, dauerte es noch ein weiteres Jahrzehnt. Erst im Laufe der 1970er-Jahre wurden Kleidungsstücke aus Polyester immer beliebter. Der 1977 erschienene Film „Saturday Night Fever“ mit John Travolta ist ein gutes Beispiel für den beginnenden Polyester-Vormarsch – in diesem Fall in Form von kultigen Disco-Anzügen. Während die Industrie Polyester in erster Linie als pflegeleicht bewarb, konnte die Kunststofffaser unter ihren Anhängern durch farbechte und intensive Farben punkten. Für die Mode der 1970er- und 1980er-Jahre, für die Disco und für das Show-Geschäft ein großer Pluspunkt.
Alte Polyestergewebe: schweißtreibend und unbequem
Eines der frühen Verkaufsargumente der Industrie für Kleidung aus Polyester: Die Kleidung bleibt sehr lange faltenfrei, bügeln ist überflüssig und einfach zu waschen ist sie ebenfalls. Allerdings brachte einen Polyester-Kleidung der ersten Generation schneller ins Schwitzen, weshalb Waschen häufiger nötig war. Die mangelnde Atmungsaktivität kombiniert mit der Tatsache, dass Polyesterfasern keine Feuchtigkeit aufnehmen können, führte schnell zu unangenehmen Gerüchen. Viele Polyesterfasern der ersten Stunde waren zudem rau und dadurch unangenehm zu tragen. All das kann bei sehr billigen Polyesterstoffen noch immer vorkommen, sollte bei hochwertigen Produkten aber der Vergangenheit angehören.
Gut zu wissen: In Deutschland schreibt das Textilkennzeichnungsgesetz vor, dass der Hersteller oder der importierende Händler die genaue Faserzusammensetzung mittels Textilkennzeichnung am Produkt angeben muss – so lässt sich immer erkennen, wie hoch der eigentliche Polyesteranteil ist.
Moderne Polyestergewebe: atmungsaktiv und bequem
Dass Polyesterfasern keine Feuchtigkeit aufnehmen können, macht man sich heute zunutze. Inzwischen ist es der Industrie gelungen, deutlich großmaschigere und damit atmungsaktive Polyestergewebe herzustellen. Dadurch staut sich die Feuchtigkeit nicht, wird aber aufgrund der geringen Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit auch nicht aufgesogen und kann schnell an die Umgebungsluft abgegeben werden. Dieser Effekt ist zum Beispiel bei Sportbekleidung nützlich.
Bestes Beispiel sind moderne Fußballtrikots. Sie bestehen in der Regel aus 100 % Polyester und sind sehr atmungsaktiv. Die Spieler schwitzen dadurch von vornherein weniger und der dennoch entstehende Schweiß trocknet noch während des laufenden Spiels. Die Spieler können über 90 Minuten konstant schwitzen, das Trikot wird jedoch niemals triefend nass. Bei Baumwolltrikots, wie sie bis Anfang der 1970er-Jahre üblich waren, ist das anders.
Grund für die unterschiedlichen Arten von Polyesterstoffen ist der Herstellungsprozess. Polyesterfäden sind im Grunde nichts anderes als Plastikfäden. Der unbearbeitete Polyester, meist in Form von Pellets, wird erhitzt und durch sogenannte Spinndrüsen gepresst. Dabei kann Einfluss auf die Größe und Form des Fadens genommen werden. Es gibt dünne, dicke, runde, flache und kantige Polyesterfäden. Zudem können die Fäden in unterschiedlichen Dichten und Strukturen miteinander verwoben werden. Dadurch können die Atmungsaktivität und das Hautgefühl des Stoffes beeinflusst werden.
HyBreeze® Funktionsbezug: das Hightech-Gestrick
Dass sich ein Stoff aus 100 % Polyester angenehm auf der Haut anfühlen kann, beweist der HyBreeze® Funktionsbezug der BODYGUARD® Matratzen und der BODYGUARD® Visco-Kissen. Das Hautgefühl ist am ehesten mit dem von Satin vergleichbar und erinnert nicht mehr an minderwertige Polyester-Kleidung. Durch die 3D-Struktur des Bezugs werden genügend Lufträume für einen schnellen Feuchtigkeitstransport gelassen. Das ist einerseits hilfreich, weil nächtlicher Schweiß schnell verdunsten kann, andererseits trocknet der Bezug nach dem Waschen binnen weniger Stunden.
Polyester waschen: ja – trocknen und bügeln: nein
Viele Polyesterstoffe eignen sich für die Maschinenwäsche, doch nicht jeder Stoff verträgt hohe Temperaturen. Gerade Sportbekleidung und Bettwäsche sollte sich bei 60 °C waschen lassen. Das ist ganz besonders für Hausstaubmilbenallergiker relevant. Ist dies gegeben, eignen sich Polyestergewebe für Allergiker sehr gut. Denn durch die geringe Saugfähigkeit des Polyesters wird den Hausstaubmilben ohnehin ein geringerer Nährboden gegeben.
Für Polyesterstoffe sind Wäschetrockner und Bügeleisen eigentlich tabu. Eigentlich deshalb, weil es einige Polyesterstoffe gibt, die auch höhere Temperaturen vertragen. Jedoch trocknen Polyestergewebe so schnell an der Luft, dass das Trocknen im Wäschetrockner überflüssig erscheint. Und weil Polyesterkleidung normalerweise keine Falten wirft, ist Bügeln in der Regel auch nicht erforderlich. Wenn es doch mal nötig sein sollte, darf das Bügeleisen nur auf niedrigster Stufe eingesetzt werden und das auch nur, wenn sich auf dem Wäschezeichen ein Bügeleisensymbol findet.
Polyester als Überbegriff für Kunststofffäden
Den einen Polyester gibt es genau genommen nicht. Polyester ist ein Überbegriff für chemische Polymere mit Esterfunktion. Als Polymere werden Stoffe bezeichnet, die aus Makromolekülen bestehen – das sind vergleichsweise große Moleküle. Bei der Veresterung reagiert eine Säure mit einem Alkohol und daraus bildet sich der entsprechende Ester sowie Wasser. Im Fall von Polyester ist das meistens eine Carbonsäure und ein Dialkohol. Der daraus entstehende Polyester heißt Polyethylenterephthalat, kurz PET. Das ist derselbe Kunststoff, aus dem auch Plastikflaschen für Getränke hergestellt werden.
Polyester, wie wir es kennen, ist also meistens ein Garn aus PET. Genauer gesagt, ein PET-Monofilamentfaden, so heißt ein Garn aus nur einem Stoff. Wird von Polyester gesprochen, ist damit für gewöhnlich der Bekleidungsstoff aus PET gemeint. Grundsätzlich ist aber auch Polycarbonat, der Ester der Kohlensäure, ein Polyester. Aus Polycarbonat werden vor allem stabile und durchsichtige Kunststoff-Oberflächen hergestellt, zum Beispiel für CDs oder die „Verglasung“ von Gewächshäusern.
Welche Zukunft hat Polyester?
Die Nachfrage an Polyester ist in den vergangenen beiden Jahrzehnten angestiegen und soll in Zukunft weiter ansteigen, so die Prognose. Verantwortlich soll dafür vor allem der wachsende Konsum günstiger Kleidung sein. Das lässt darauf schließen, dass Polyester zum Großteil aus Kostengründen eingesetzt wird. Dabei handelt es sich also nicht um moderne, hochwertige Polyestergewebe. Die Ökobilanz dieser Billig-Polyesterproduktion ist verbesserungswürdig, im Vergleich zur Baumwollproduktion aber nicht so schlecht, wie man erwarten würde. Bei der Polyesterproduktion ist beispielsweise der Energiebedarf relativ hoch, bei der Baumwollproduktion werden dafür Unmengen an Wasser verbraucht. Sowohl Polyester als auch Baumwolle kann im unteren Preissegment während der Produktion teils sehr weite Strecken zurücklegen. Das schadet der Ökobilanz enorm und wäre schon heute vermeidbar. Für den Kunden ist das oft nur schwer nachvollziehbar.
In der Baumwollproduktion lässt sich nicht mehr viel verbessern, von den Arbeitsbedingungen und den langen Strecken innerhalb so mancher Produktionskette mal abgesehen. Die Polyesterproduktion könnte in Zukunft dagegen sehr viel nachhaltiger werden. Schon heute tauchen auf dem Markt immer wieder Textilien auf, die aus recyceltem Polyester, etwa aus alten PET-Flaschen, hergestellt wurden. Dabei scheint es sich momentan noch um ein Marketingwerkzeug zu handeln, denn in der Summe haben diese Textilien keinen nennenswerten Marktanteil. Das aber könnte sich künftig ändern. Zum Beispiel, wenn die Recyclingverfahren zur Rohstoffgewinnung besser werden. Ein Grund, warum so wenig Kunststoff recycelt wird, ist, dass es noch kein optimales Verfahren gibt, die verschiedenen entsorgten Kunststoffe voneinander zu trennen.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Textilien am nachhaltigsten, die am längsten verwendet werden und nicht tausende von Kilometern zurücklegen. Der als besonders langlebig geltende Polyester hat das Potential, hierbei gut abzuschneiden. Vorausgesetzt der Polyester findet Verwendung in einem Produkt, das lange eingesetzt wird.