Körnerkissen: natürliche Kühl- und Wärmekissen
ZULETZT Aktualisiert: 25. Juni 2024
Körnerkissen sind echte Allrounder. Sie speichern Wärme und Kälte gleichermaßen und sind aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit sehr bequem. Sie können relativ einfach selbst hergestellt oder ab etwa zehn Euro gekauft werden. Egal ob selbst gemacht oder gekauft, ein Körnerkissen ist ein weitgehend natürliches Produkt. Viele Menschen ziehen Körnerkissen allein deshalb Wärmflaschen und elektrischen Heizkissen vor. Körnerkissen bestehen in der Regel nur aus einem Baumwollbezug und der Körner- oder Kernfüllung. Das Wort Körnerkissen wird zwar meist stellvertretend für alle Kissen dieser Art verwendet, genau genommen würde man aber noch die Kernkissen unterscheiden.
Wer hat’s erfunden?
Körnerkissen sind im deutschsprachigen Raum weit verbreitet. Auch wenn sich das mit Sicherheit nicht sagen lässt, könnten sie sogar dort entstanden sein. In der Schweiz hielt sich zum Beispiel lange die Erzählung, dass die Arbeiterinnen einer Schweizer Kirschlikörfabrik einst das Kirschkernkissen als Nebenprodukt der Kirschlikörproduktion erfunden hätten. Auch wenn diese Geschichte im Kern der Wahrheit entsprechen mag, weiß man heute, dass Körnerkissen bereits im Mittelalter Verwendung fanden. So wurden bei Ausgrabungen im deutschen Münster eingenähte Kirschkerne entdeckt, die darauf schließen lassen, dass Kirschkerne schon früher als Kissenfüllung verwendet wurden.
Unterschiede zwischen Körnerkissen und Kernkissen
Wie der Name vermuten lässt, bestehen Körnerkissen aus Körnern, sprich Getreidekörnern. Weizen, Roggen und Dinkel waren lange Zeit erste Wahl. Weizen und Roggen können allerdings für Allergiker problematisch sein und werden deshalb nicht mehr so häufig verarbeitet. Dinkel ist zwar mit Weizen verwandt, führt jedoch kaum zu Allergien. Grundsätzlich können nahezu alle Getreidearten für die Füllung verwendet werden, zum Beispiel auch Hirse, Mais (kein Puffmais) oder Raps. Während Hirse sehr klein ist und ein eher sandiges Gefühl erzeugt, sorgt der größere Mais für ein gröberes Gefühl. Auch die Gerüche der verschiedenen Getreidesorten sollten bei der Auswahl bedacht werden. Sie werden vor allem beim Aufwärmen intensiviert.
Ein Kernkissen besteht im Gegensatz zu den Körnerkissen aus Obstkernen. Am verbreitetsten sind die bereits erwähnten Kirschkerne. Sie sind vergleichsweise groß und sollen Hitze besonders gut speichern. Kleinere Alternativen wären Apfel- oder Traubenkerne. Wer sein Kernkissen selbst herstellt, sollte die Obstkerne unbedingt abkochen und ordentlich reinigen. Denn Fruchtfleischreste am Kern oder andere Fremdkörper könnten beim Erhitzen im Ofen oder in der Mikrowelle Feuer fangen.
Kerne oder Körner – trockene oder feuchte Wärme?
Abgesehen von den unterschiedlichen Gerüchen, Größen und Formen unterscheiden sich Obstkernkissen und Getreidekornkissen durch die Art der Wärme, die bei der Benutzung als Wärmekissen abgegeben wird. Körnerkissen sondern eine feuchtere Wärme ab, was als intensiver wahrgenommen wird – einige finden das angenehm, andere weniger. Kernkissen sorgen dagegen für eine trockenere Wärme, was weniger intensiv wirkt und für hitzeempfindliche Personen oder Körperregionen zu empfehlen ist.
Körnerkissen aufwärmen und kühlen
Körnerkissen können bei niedriger Hitze im Ofen oder in der Mikrowelle aufgewärmt werden. Bei einem Kissen aus sauberen Kernen und geringer Aufwärmzeit sollte zwar nichts passieren, es ist jedoch schon vorgekommen, dass Körnerkissen Feuer gefangen haben. Deshalb sollten Sie das Kissen während des Aufwärmens nicht aus den Augen lassen, um im Notfall schnell reagieren zu können. Wer seine Körnerkissen selbst herstellt, sollte auf hitzebeständige Materialien achten – etwa bei der Verwendung von Druckknöpfen oder einem Reißverschluss.
Das Abkühlen eines Körnerkissens gestaltet sich einfacher. Je nach gewünschter Temperatur muss es in den Kühlschrank oder das Gefrierfach. Damit der Bezugsstoff nicht feucht wird, ist es ratsam, das Körnerkissen in einen Gefrierbeutel zu legen. Das Abkühlen wird ein wenig länger dauern als das Aufwärmen.
Was die Wärme eines Körnerkissens bewirkt
Die Verwendung von Kühleinheiten oder Wärmekissen ist wissenschaftlich kaum untersucht. Allerdings werden insbesondere Wärmekissen schon sehr lange eingesetzt, wobei diverse positive Effekte beobachtet werden konnten. So soll die äußerlich zugeführte Wärme den Organismus „ankurbeln“ und die körpereigenen Transportsysteme beschleunigen. Sowohl Antikörper des Immunsystems als auch Abfallprodukte des Stoffwechsels sollen dadurch schneller abtransportiert werden. Zum Beispiel auch schmerzauslösende Signalstoffe, was die Schmerzempfindlichkeit reduzieren würde.
Als relativ sicher gilt, dass Wärme die Gefäße erweitert und so die Durchblutung des Gewebes verbessert wird. In der Folge entspannt sich die Muskulatur und Krämpfe können sich lösen. Ebenso besteht die Annahme, dass sich über Nervenbahnen mit der Haut verbundene Organe durch Auflegen eines Wärmekissens behandeln lassen. Durch die sogenannten Head-Zonen soll es möglich sein, gezielt einzelne Organe anzusteuern.
Vorsicht bei zu kalten und zu heißen Körnerkissen
Egal ob das Körnerkissen als Kühlpad oder Wärmekissen verwendet wird, direkter Hautkontakt sollte anfangs vermieden werden. Am besten Sie wickeln das Körnerkissen in ein Handtuch, welches, nachdem das Kissen an Wärme beziehungsweise Kälte verloren hat, entfernt werden kann. Zwar spürt man eigentlich, wenn es zu warm oder zu heiß ist, oft wird die Gefahr aber unterschätzt. Verbrennungen und Kälteverbrennungen auf der Haut sind durch Körnerkissen durchaus möglich. Hinterlässt das Körnerkissen rötliche Verfärbungen auf der Haut, die mitunter schmerzhaft sind, war es zu warm beziehungsweise zu kalt. (Kälte-)Verbrennungen ersten Grades, wie diese, heilen von selbst wieder ab. Erst wenn sich auf der Haut Blasen oder ungewöhnliche Verfärbungen bilden, wird es gefährlich. Dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.