Stützkissen sind für den besonders anspruchsvollen Schulter- und Nackenbereich. Eine optimal stützende Polsterung gewährleistet, dass die Halswirbelsäule ergonomisch korrekt zum mittleren und unteren Teil der restlichen Wirbelsäule liegt. In Rücken- und Seitenlage bedarf es allerdings völlig unterschiedlicher ergonomischer Bedingungen. Die Konzeption eines solchen Nackenstützkissen ist daher anspruchsvoll. Wie sich die komplexen Tests dieses speziellen Produkts im Einzelnen zusammensetzen, erklären wir im Folgenden.
Abstützeigenschaften (40 %) – Kernkompetenz des Nackenstützkissen
So wie bei Matratzentests die „Liegeeigenschaften“ im Fokus stehen, steht beim Nackenstützkissen-Test gleichfalls eine bestimmte Kategorie im Mittelpunkt: Die „Abstützeigenschaften“ stellen die Königsdisziplin des Nackenstützkissen dar. Demnach macht die Benotung in dieser Kategorie 40 % des Gesamtergebnisses aus. Statt der HEIA-Typen wählten die Experten von Stiftung Warentest allerdings Körpertypen, die vor allem wegen ihrer unterschiedlichen Schulterbreite repräsentativ für die Bevölkerung sind. Die Personen, die den repräsentativen Körpertypen entsprechen, testen die Stützwirkung des Kissens sowohl auf einer festen Matratze als auch auf einer weichen Matratze. Das Ziel ist es, herauszufinden, ob die Nackenstützkissen den Ansprüchen der meisten Nutzer entsprechen.
Körpertypen für die Tests in Seitenlage
Für den Kopfkissentest in Seitenlage betrachtet die Stiftung folgende Körpertypen:
- Menschen mit schmalen Schultern (40 cm Schulterbreite)
- Menschen mit breiten Schultern (55 cm Schulterbreite)
In der Seitenlage ist die Schulterbreite besonders entscheidend. Sie bestimmt den notwendigen Stützbereich zwischen Nacken und Matratze. So sollte die Wirbelsäule eine gerade Linie bilden und nicht durch ein zu hohes bzw. niedriges Kissen nach unten oder oben abknicken.
Körpertypen für die Tests in Rückenlage
In Rückenlage spielen folgende Typen eine Rolle:
- Menschen mit niedrigem Stützbedarf
- Menschen mit hohem Stützbedarf
Der Stützbedarf im Nacken- und Schulterbereich ist vor allem in Rückenlage ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung, ob ein dickes, festes, schmales oder weiches Nackenstützkissen benötigt wird.
- Liegt der Abstand unter 2,5 cm, haben Sie einen eher geringen Stützbedarf – flache Kissen sind empfehlenswert.
- Ein hoher Stützbedarf ist ab einem Abstand von 7 cm gegeben – Sie sollten ein höheres Kissen nutzen.
- Bei Werten dazwischen haben Sie einen durchschnittlichen Stützbedarf – hier empfiehlt sich die Nutzung von Kissen mittlerer Höhe.
Anpassungsmöglichkeiten – die Vielfalt der Nackenstützkissen
Aus den verschiedenen Liegepositionen ergeben sich in Kombination mit der Nutzung unterschiedlicher Härtegrade acht unterschiedliche Nutzungsvarianten. Je höher die Anzahl an Nutzungsvarianten mit korrekter Stützwirkung, desto besser die Teilnote zu den Anpassungsmöglichkeiten der Nackenstützkissen im Test der Stiftung Warentest.
Kontaktfläche – Berührungspunkte mit dem Nackenstützkissen
In welchem Grad der Kopf vom Kissen umschlossen wird, hat Auswirkungen auf eine erhöhte Wärme- und Feuchtigkeitsentwicklung, die unangenehm für den Schläfer sein kann. Auch die Atmung kann beeinträchtigt werden. Daher wird eine geringe Kontaktfläche und ein nicht zu tiefes Einsinken in das Kissen positiv bewertet.
Schlafklima (10 %)
In der Kategorie „Schlafklima“ wird in der Rückenlage die Wärme- und Feuchtigkeitsentwicklung im Kontaktbereich zwischen Kopf und Nackenstützkissen getestet. Um Aufnahme und Abgabe entstehender Feuchtigkeit an die Raumluft zu überprüfen, lagern die Kissen für acht Stunden bei 36 °C und 80 % Luftfeuchtigkeit in der Klimakammer, werden gewogen und können anschließend bei 23 °C und 50 % Luftfeuchtigkeit regenerieren. Nach dieser Klimakammerpräparation und der anschließenden Restitutionsphase wird die aus der Raumluft aufgenommene und anschließend wieder abgegebene Feuchtigkeitsmenge gemessen, indem das Gewicht des Kissens ermittelt wird.
Haltbarkeit (15 %)
Ein kombiniertes Testverfahren aus Temperatur, Feuchtigkeit und Druck soll zeigen, ob sich die Materialien auf Dauer elastisch anpassen oder nachhaltige Verformungen zu erwarten sind. Hierzu kommen die Nackenstützkissen erneut für die Dauer von 24 Stunden bei 37 °C (Körpertemperatur) und 80 % Feuchtigkeit (Schweißsimulation) in die Klimakammer. Anschließend werden die Kopfstützen 16 Stunden lang mit einem Gewicht von 20 kg belastet. Um Auswirkungen auf die Haltbarkeit festzustellen, werden vor der Präparation in der Klimakammer sowie nach einer 24-stündigen Erholungszeit im Anschluss an den Belastungstest Höhe, Härte und Federkennlinie (Zeit-Weg-Diagramm) des Kissens gemessen. Weichen die Werte voneinander ab, wirkt sich dies negativ auf die Haltbarkeitswertung aus.
Bezug (10 %)
Für die Kategorie „Bezug“ wird bewertet, ob der Bezug gut waschbar ist, nicht einläuft und sich leicht wieder aufziehen lässt. Auch die Verarbeitung und Passform des Kissenbezugs fließen in die Benotung ein.
Gesundheit und Umwelt (10 %)
Die Kategorie „Gesundheit und Umwelt“ setzt sich aus drei Teilnoten zusammen:
1. Raumluftbelastung
Hier wird die Absonderung flüchtiger organischer Verbindungen an die Raumluft gemessen. Die erste Messung findet im verpackten Kissen statt, drei Tage später erfolgt eine Nachmessung im ausgepackten Kissen.
2. Geruch
In der Unterkategorie „Geruch“ wird festgestellt, ob das Kissen im verpackten Zustand einen Neugeruch aufweist und ob dieser im Zeitraum von drei Tagen verflogen ist.
3. Schadstoffe
Das Kisseninnere und die Bezüge werden einer chemischen Analyse unterzogen. Getestet wird, ob Schadstoffe wie Pestizidrückstände, Weichmacher, flammhemmende Zusätze, Organozinnverbindungen und halogenorganische Verbindungen enthalten sind.
Komfort (10 %)
Der Komfort richtet sich nach dem Einsink- und Abstützverhalten der Nackenstützkissen. Hier beurteilt Stiftung Warentest das Anschmiegverhalten. Zudem wird getestet, ob sich das Material unter der Einwirkung von Kälte verändert, das Einsinken ins Kissen durch Materialerhärtung reduziert wird oder verzögert stattfindet.
Deklaration und Werbung (5 %)
Hinsichtlich der Deklaration und Werbung von Nackenstützkissen straft Stiftung Warentest irreführende Werbeaussagen und vor allem pauschale Heilversprechen ab. Angaben zu Material, Kissenaufbau sowie Hinweise zur Kissennutzung werden auf ihre Richtigkeit und Relevanz überprüft.
Abwertungen im Nackenstützkissen-Test
Fällt ein Nackenstützkissen in einer Einzelkategorie besonders negativ auf, kann dies zu Abwertungen in der Gesamtnote führen. Herausragend schlechte Bewertungen in einer Unterkategorie wirken sich mindernd auf die Kategorienote aus. Das Inkrafttreten von Abwertungen ist genau festgelegt.
Abstützeigenschaften von Nackenstützkissen
- Ab der Note „ausreichend“ (3,6 und schlechter) kann das Gesamturteil maximal eine halbe Note besser ausfallen als das in der Kategorie „Abstützeigenschaften“ erzielte Teilergebnis.
- Wird in Rücken- oder Seitenlage auf weicher oder harter Matratze nur die Note „ausreichend“ (3,6 oder schlechter) erzielt, kann das Ergebnis für die gesamte Kategorie „Abstützeigenschaften“ lediglich eine halbe Note besser sein als das Teilergebnis.
- Ab der Note 3,6 „ausreichend“ und schlechter im Teilbereich „Anpassungsmöglichkeiten“ wird die gesamte Kategorie „Abstützeigenschaften“ eine halbe Note herabgesetzt.
Gesundheit und Umwelt bei Nackenstützkissen
- Ist die Teilnote „Schadstoffe“ lediglich „ausreichend“ (ab 3,6 und schlechter), wird die gesamte Kategorie „Gesundheit und Umwelt“ nicht besser als „ausreichend“ gewertet.
Komfort der Nackenstützkissen
- Ab der Note „ausreichend“ (3,6 und schlechter) in der Kategorie „Komfort“ wird das Gesamtergebnis um eine halbe Note abgewertet.
- Ist die Teilnote „Verhalten des Materials bei niedrigen Temperaturen“ lediglich „ausreichend“ (ab 3,6 und schlechter), wird die gesamte Kategorie „Komfort“ nicht besser als „ausreichend“ gewertet.
Deklaration und Werbung der Nackenstützkissen
- Ab der Note „ausreichend“ (3,6 und schlechter) wird eine halbe Note vom Gesamturteil abgezogen.
- Ab der Note „mangelhaft“ (4,6 und schlechter) kann das Gesamtergebnis nur noch eine Note besser sein, als das in der Kategorie „Deklaration und Werbung“ erzielte Teilergebnis.
Weshalb die Tests der Stiftung Warentest?
Die gemeinnützige Stiftung Warentest wurde 1964 als unabhängiges Testinstitut auf Beschluss des Deutschen Bundestags gegründet. Da die Stiftung auf ihrem Online-Portal und im Print-Magazin keine Anzeigenplätze anbietet, macht sie sich weder abhängig von Werbegeldern, noch gerät sie dadurch in Interessenkonflikte. Die Testmethoden basieren auf wissenschaftlichen Methoden und werden für die Verbraucher transparent dargestellt. Getestet wird daher alles, was von Relevanz ist – von Haushaltswaren über Kinderspielzeug und Elektronik bis hin zu Dienstleistungen jeglicher Art. Erfahren Sie mehr zum Vorgehen im großen Matratzentest und im Lattenrosttest der Stiftung Warentest.