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Bettwanzen – der Feind in meinem Bett

Auch wenn manch einer als Beweis des nächtlichen Schnarchens seines Bettnachbarn eine Wanze im Bett installieren möchte – die Bettwanze ist keine Abhöreinrichtung, sondern ein kleines Insekt. Unangenehm ist aber auch das. Der nachtaktive Parasit überfällt uns im Bett und saugt unser Blut. Obwohl der Stich nicht unmittelbar schmerzt, quält der wenig später folgende Juckreiz umso mehr. Die Vielzahl der Stiche, die in einer Nacht durch Bettwanzen verursacht werden können, führt bei empfindlichen Menschen zu Unwohlsein, Schlaf- und Sehstörungen, großflächigen Hautentzündungen und anderen allergischen Reaktionen. Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, ist ein entschlossenes und unverzügliches Handeln wichtig.

Woran erkenne ich Bettwanzen?

Es beginnt meist mit einer juckenden Stelle am Körper. Es könnte der Stich einer Mücke sein, was aber in den kühleren Jahreszeiten – im Winter sogar mit Gewissheit – auszuschließen ist. Häufen sich die Einstiche, kommen als Verursacher Flöhe oder Bettwanzen in Betracht. Flöhe stechen unregelmäßig am ganzen Körper und lassen sich nur selten von Textilien aufhalten. Bettwanzen sind größer und bevorzugen leicht zugängliche, textilfreie Körperstellen. Ihre Stiche liegen oft aneinander und zeichnen die typische Wanzenstich-Straße. Ein Hautarzt kann die Wunden zweifelsfrei zuordnen.

Illustration: Die Darstellung zeigt die einzelnen Entwicklungsstadien der Bettwanze vom Ei bis zum ausgewachsenen Tier in 6 Stufen.

Bettwanzen gehören zur Familie der Plattwanzen. Der Familienname ist Programm: Die kleinen, rotbraunen Tiere sind dünn wie Papier. Unterschlupf finden sie in kleinen Ritzen und Spalten. Die Sechsbeiner erreichen eine Körperlänge von etwa einem halben Zentimeter. Mit Blut vollgesogen können die Parasiten ihre Größe verdoppeln. Als Wirt dienen ihnen Warmblüter wie wir Menschen. Unsere Körperwärme, unser Körpergeruch und das Kohlendioxid aus unserer Atemluft ziehen sie magisch an. In freier Natur kann man die kleinen Vampire in warmen Bruthöhlen von Säugetieren und Vögeln antreffen – wo sie wohl auch schon zu Urzeiten lebten. Als der Mensch sesshaft wurde, boten dessen Behausungen den Bettwanzen ein ideales Refugium. Über die Jahrtausende entwickelte sich der Mensch mehr und mehr zum bevorzugten Wirt der Blutsauger.

Illustration: In einem Schlafzimmer mit Bett, Nachttisch, Komode und Bildern an den Wände sind mit einem Käfersymbol die Stellen markiert, an denen sich Bettwanzen häufig verstecken

Bettwanzen sind nachtaktiv, daher begegnet man ihnen am Tage nur sehr selten. Ist der Befall groß, ist ein süßlicher Geruch in der Wohnung zu vernehmen, den die Plagegeister ausscheiden, um Fressfeinde fernzuhalten. Weitere Anhaltspunkte liefern Kotspuren, Eier und Reste von Häutungen. Das Schlafzimmer gehört zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Bettwanzen. Zu allererst sollte man unter den Matratzen und im Bettgestell nachsehen. In und unter Kommoden, hinter Bilderrahmen sowie in Polstermöbeln und sogar hinter Abdeckungen von Lichtschaltern und Steckdosen können Spuren und lebende Exemplare der lichtscheuen Tierchen zu finden sein. Im Zweifel sollten Sie einen Schädlingsexperten zu Rate ziehen.

Wie gefährlich sind Bettwanzen?

Foto: Die Makroaufnahme einer Bettwanze auf der Haut eines Menschen zeigt das Insekt beim Stechen.

Beim Stich durch die Haut auf der Suche nach einem Blutgefäß sondert die Bettwanze Speichel ab. Darin enthalten sind Antikoagulanzien zur Hemmung der Blutgerinnung und Anästhetika zur Betäubung der Einstichstelle. So saugt der Parasit minutenlang unbemerkt Blut. Für unser Immunsystem bleibt der Stich jedoch nicht unentdeckt. Zur Abwehr wird der Botenstoff Histamin ausgeschüttet, was eine lokale Schwellung und einen starken Juckreiz verursacht. Für viele Menschen bleibt es bei diesen Symptomen. Sensible Menschen können allergische Reaktionen zeigen.

Wissenschaftler fanden in Bettwanzen Krankheitserreger, darunter Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Viren sowie das HI-Virus. Die Vermutung liegt nahe, dass die kleinen Blutsauger durch die Stiche Krankheiten auf Menschen übertragen können. Eine Übertragung von Erregern auf den Menschen konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden. Einzig Forscher der US-amerikanischen Universität von Pennsylvania belegten, dass der Erreger Trypanosoma cruzi, Auslöser der parasitären Infektionskrankheit Chagas, von Bettwanzen auf Mäuse und von Mäusen auf Bettwanzen übertragen werden kann. Daraus leiten die Experten eine mögliche Infektion von Menschen durch Bettwanzen ab. Chagas kommt hauptsächlich in Latein-Amerika und jüngst in den USA vor. In Deutschland geht von Bettwanzen aktuell keine Gefahr aus, mit ansteckenden Krankheiten infiziert zu werden. Dennoch sollten Bettwanzen schnellstmöglich und konsequent bekämpft werden, um eine weitere Ausbreitung zu unterbinden.

Wie kann ich mich vor Bettwanzen schützen?

Da Bettwanzen nicht fliegen können, verbreiten sie sich vorwiegend als blinde Passagiere im Reisegepäck, in Antiquitäten oder in Flohmarktware, so zum Beispiel in alten Bilderrahmen, Möbeln, Büchern, CDs oder Schallplatten. Vorbeugend sollten Sie solche Gegenstände auf typische Spuren wie Kotflecken, Eier und Hautreste kontrollieren. Übernachten Sie im Hotel, sollten Sie – besonders in tropischen Regionen – das Bett auf dieselben Spuren untersuchen und Ihren Koffer möglichst weit weg vom Bett abstellen. Lassen Sie Ihren Koffer nicht unentwegt geöffnet. Wanzen werden auch vom Geruch getragener Wäsche angezogen. Von der Reise zurück, sollte der Koffer in der Badewanne geöffnet werden. Reinigen Sie die Textilien gründlich und waschen Sie sie nach Möglichkeit bei 60 °C. Wer ganz sicher gehen möchte, kann die Wäsche verpackt in einer Plastiktüte für mindestens drei Tage in den Tiefkühlschrank legen. Den Koffer sollten Sie gründlich nach den Parasiten absuchen und reinigen.

Schon gewusst?
Bettwanzen haben eine Lebenserwartung von 6 bis 12 Monaten. Ein Weibchen legt täglich bis zu 12 Eier, aus denen nach etwa zwei Wochen Larven schlüpfen. Die Tiere sind nachtaktiv, suchen aber bei Nahrungsbedarf auch tagsüber nach einem Wirt. Wärme, Körpergeruch, Kohlendioxid sowie der Geruch von Schmutzwäsche ziehen die Blutsauger an. Alle 5 bis 7 Tage gehen sie auf Nahrungssuche. Für eine Blut-Mahlzeit auf ihrem Wirt benötigen Wanzen nicht länger als 10 Minuten. Ohne Nahrung überleben Bettwanzen etwa 6 Monate. Langanhaltende frostige Temperaturen oder Hitze über 50 °C töten sie auf natürliche Weise.

Die Rückkehr der Bettwanzen

Foto: Eine Bettwanze in Großaufnahme klettert kopfüber an der Ecke eines Blatt Papiers.

Mitte des letzten Jahrhunderts kamen Pestizide in Mode und neben dem massenhaften Einsatz in der Landwirtschaft wurden sie auch zur Schädlingsbekämpfung im häuslichen Bereich eingesetzt. Ein drastischer Rückgang der Bettwanzenpopulationen in Europa und Nordamerika war die Folge. In Deutschland galten die Bettwanzen seitdem als nahezu ausgerottet. In den letzten Jahren beobachten Forscher jedoch einen stetigen Anstieg der Blutsauger in Privathaushalten und öffentlichen Einrichtungen, darunter Hotels, Schulen und Krankenhäuser. Allein in Berlin haben sich die Einsätze der Kammerjäger zur Beseitigung von Bettwanzen von 2007 bis 2013 vervierfacht. Ein Grund sind die dank der Billigairlines bezahlbaren Fernreisen. Jedes Jahr bringen Millionen Passagiere unbeabsichtigt ungeliebte kleine Andenken mit nach Hause. Eine weitere Ursache: Zunehmend entwickeln Bettwanzen Resistenzen gegen die eingesetzten Pestizide. Ein Verbot solcher Mittel aufgrund ihrer inzwischen erwiesenen schädlichen Wirkung auf den Menschen hat zudem zu einem Umdenken in der Schädlingsbekämpfung geführt. Beispiel: Wurde noch vor einigen Jahren ein Kakerlakenbefall im Haushalt mit Insektiziden bekämpft, starben auch andere Insekten wie Wanzen. Heute werden Küchenschaben gezielt mit Ködern beseitigt, auf die Bettwanzen nicht ansprechen.

Wie werde ich Bettwanzen los?

Foto: Ein Schädlingsbekämpfer in Schutzbekleidung und mit Atemschutzmaske kniet auf dem Boden vor einem Sofa in der Hand einen Drucksprüher.

Im Internet finden sich viele Ratschläge, wie Sie Bettwanzen bekämpfen können. Kleidungsstücke, Stofftiere, Bilderrahmen oder andere kleine Dinge, in denen Bettwanzen gerne nisten, können in einer verschlossenen Plastiktüte für mehrere Tage in den Tiefkühlschrank gelegt werden. Das tötet die Tierchen und ihre Nachkommenschaft. Waschbare Textilien, wie zum Beispiel Matratzenbezüge, werden bei einem Waschgang mit mindestens 60 °C vom Schädling befreit. In Osteuropa hat sich ein anderes Hausmittel bewährt. Die Menschen verwenden die Blätter der Bohnenpflanze und legen sie dicht an dicht um das Bett herum. Bettwanzen bleiben auf den haarigen Blättern hängen. Am nächsten Morgen werden die Blätter samt Wanzen aufgesammelt und in einem Ofen verbrannt.

Ob das allein ausreicht, um die unliebsamen Untermieter wieder loszuwerden, ist ungewiss. Bettwanzen sind vorzugsweise nachts aktiv. Tagsüber verstecken sie sich in kleinen Ritzen, wo sie mehrere Monate ohne Nahrung überleben können. Für den Laien ist es unmöglich zu beurteilen, welches Ausmaß der Befall aufweist. Der Einsatz von Insektiziden sollte grundsätzlich einem Fachmann vorbehalten bleiben. Eine falsche Anwendung durch Über- oder Unterdosierung kann unerwünschte Folgen haben. Die Bettwanzen können Resistenzen gegen den Wirkstoff entwickeln und sich in bisher nicht befallenen Räumen ausbreiten. Die gesundheitlichen Risiken für Bewohner und Haustiere sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Hegt man den Verdacht, Bettwanzen im Schlafzimmer zu haben, sollte man nicht zögern und sich direkt Rat bei einem Schädlingsbekämpfer holen. Die Kammerjäger identifizieren die Insekten zweifelsfrei und kennen die beliebten Verstecke. Im Gegensatz zu Hausstaubmilben lassen sich Bettwanzen vollständig aus einer Wohnung vertreiben. Zur Bekämpfung stehen dem Schädlingsexperten mehrere Methoden zur Auswahl.

Wärmeentwesung

Illustration: Symboldarstellung für Wärme. In einem Kreis ist ein Thermometer abgebildet. Es zeigt eine Temperatur von 45 Grad an.

Bettwanzen regieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Dieser Umstand findet Anwendung bei der Ungezieferbeseitigung durch Wärme. Bei Temperaturen über 45 °C sterben die Plagegeister, da sie ihre Körpertemperatur nicht regulieren können. Der Fachmann verwendet dazu spezielle Umluftöfen und heizt das betroffene Zimmer oder die ganze Wohnung über mehrere Stunden hinweg auf Temperaturen zwischen 50 und 60 °C. Die Wärme heizt alle Gegenstände auf und dringt in jeden Hohlraum. Bettwanzen in ihren Verstecken gehen genauso ein wie die abgelegten Eier. Vorteil: Bei der reinen Wärmebehandlung werden keine Chemikalien eingesetzt. Als nachteilig erweisen sich Möbel, Geräte und Materialien, die nicht hitzebeständig sind. Diese müssen vor der Wärmebehandlung aus den Räumen entfernt und mit einem nicht-thermischen Verfahren behandelt werden. Um das Abwandern der Parasiten in andere Räume zu verhindern, wird ein Kontaktgift in alle Ritzen und Spalten sowie an allen Übergängen zu anderen Räumen eingebracht. Dieses Verfahren hat sich als sehr zuverlässig erwiesen.

Chemische Bekämpfung

Illustration: Symboldarstellung für Chemie. In einem Kreis ist ein Erlenmeyerkolben abgebildet.

Bei diesem Verfahren werden Insektenvernichtungsmittel – auch Insektizide oder Biozide genannt – zur Bekämpfung der Bettwanzen eingesetzt. Diese Mittel töten das Ungeziefer binnen weniger Minuten. Die Langzeitwirkung verhindert einen erneuten Befall. Viele zugelassene Biozidprodukte bergen Gesundheitsrisiken für den Menschen. Eine Reizung der Atemwege oder allergische Reaktionen sind möglich. Bei sachgemäßer Anwendung sollten aber keine Probleme auftreten. Zweifelhafte und nachweislich für den Menschen schädliche Insektizide wurden bereits vor Jahren verboten. Ein ernsthaftes Problem der Schädlingsbekämpfung stellt die Zunahme an Resistenzen dar. Immer mehr Bettwanzenstämme sind gegen gängige Insektenvernichtungsmittel immun. Sind die Bettwanzen gegen das verwendete Biozid noch nicht resistent, ist diese Methode sehr wirkungsvoll.

Kälteentwesung

Illustration: Symboldarstellung für Kälte. In einem Kreis wird eine Eisblume abgebildet.

Kälte vertragen Bettwanzen genauso wenig wie große Wärme. Der Fachmann arbeitet mit Trockeneis oder CO2-Schnee, der auch in vom Netz getrennten elektrischen Geräten verwendet werden kann, ohne Schäden zu verursachen. Die frostigen Temperaturen führen unmittelbar zum Tod der Wanzen, ihrer Larven und Eier. Diese Methode eignet sich allerdings nur für den lokalen Einsatz. Hohlräume, Kleidung oder Möbel lassen sich gezielt behandeln. Daher wird die Kälteentwesung nur bei einem geringen Befall von Schädlingen oder ergänzend zur chemischen Bekämpfung eingesetzt.

Welche Methode zur Bekämpfung von Bettwanzen sinnvoll ist, hängt von der Art des Befalls und der Beschaffenheit der Wohnung ab. In jedem Fall sollten Sie einen erfahrenen Schädlingsbekämpfer beauftragen. Ein paar Wochen nach der Entwesung sollte eine Nachkontrolle durchgeführt werden, um sicherzustellen, die Bettwanzen erfolgreich beseitigt zu haben.

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