logo Bett1 infoportal-titre.svg
facebook instagram pinterest
Infoportal >Schlafgeschichten

Nykturie: Nächtlicher Harndrang ist nicht zu unterschätzen

Titelbild: Eine spärlich beleuchtete weiße Toilette ist in einem ansonsten dunklen Raum an einer schwarzgefliesten Wand angebracht.

Die Nykturie, das ist übermäßiger nächtlicher Harndrang, ist die häufigste Ursache für Schlafstörungen. Harndrang ist zwar einmal pro Nacht vollkommen normal, aber bereits ab dem zweiten Mal spricht man in der Medizin von einer Nykturie. Sie ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom anderer körperlicher Störungen. Gerade im Alter wird das Symptom unterschätzt. Viel zu oft wird angenommen, dass nächtlicher Harndrang relativ harmlos sei. Doch ganz gleich ob Frau oder Mann, jung oder alt – wer nachts mehr als einmal zum Wasserlassen aufstehen muss, sollte dies ärztlich abklären lassen.

Nykturie Definition: Zweimal ist einmal zu viel

Gerade weil der Unterschied zwischen normal und potenziell gefährlich so gering ist, wird übermäßiger nächtlicher Harndrang leicht unterschätzt. Im medizinischen Sinne besteht eine Nykturie bereits dann, wenn der Nachtschlaf mehr als einmal für einen Toilettengang unterbrochen werden muss. Weil mehr als die Hälfte der über 60-Jährigen davon betroffen ist, wird das Symptom meist als harmlose Alterserscheinung abgetan. Auch weil sich der Mythos hält, dass Frauen grundsätzlich häufiger auf die Toilette müssen, wird die Nykturie häufig unterschätzt. Tatsächlich haben Frauen nur eine geringfügig kleinere Blase als Männer und sollten nachts ebenfalls nicht mehr als einmal vom Harndrang geweckt werden.

Foto: Mit Hausschuhen bekleidete Füße betreten im Dunkeln einen beleuchteten Raum.

Nykturie Ursachen: selten harmlos

In der Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahren muss etwa jeder Fünfte bis Sechste nachts mehr als einmal auf die Toilette. Nächtlicher Harndrang kann relativ harmlose Ursachen haben, weil man etwa viel Flüssigkeit vor dem Schlafengehen zu sich genommen hat. Während einer Schwangerschaft, wenn sich der Druck auf die Blase erhöht, ist übermäßiger nächtlicher Harndrang normal. Häufig aber ist die Nykturie ein Hinweis auf eine ernst zu nehmende körperliche Störung.

Polyurie: zu hohe Urinproduktion

Diabetes mellitus

Wer an der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus erkrankt ist, hat ein gesteigertes Durstgefühl und trinkt deshalb meist mehr als gesunde Menschen. In diesem Fall sind die erhöhte Flüssigkeitsaufnahme und die damit verbundene Nykturie nicht harmlos, sondern Symptome einer schwerwiegenden Erkrankung.

Foto: Eine Person, die sich eine winzige Blutprobe am Finger entnimmt und auf den Teststreifen eines Blutzuckermessgeräts gibt.

Herzinsuffizienz

Bei einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) kann die Pumpleistung des Herzens so weit abnehmen, dass sich Flüssigkeit in den Beinen ablagert und diese dadurch anschwellen (Beinödeme). Wenn der Körper nachts liegt, kann die Flüssigkeit aus den Beinen abfließen und sich im Körper verteilen. Diesen plötzlichen Flüssigkeitsüberschuss versucht der Körper über den Urin loszuwerden – eine Nykturie ist die Folgeerscheinung dessen.

Hormonmangel

Das Antidiuretische Hormon, kurz ADH, bremst normalerweise die Urinproduktion in der Nacht. Es bewirkt, dass der Körper einen konzentrierteren Urin bilden kann, der deutlich weniger Volumen hat. So wird vermieden, dass man nachts so häufig wie tagsüber auf die Toilette muss, und dennoch werden alle nötigen Ausscheidungen über den Urin abgeführt.

Foto: Eine Hand mit Plastikhandschuhen hält ein Blutentnahmeröhrchen mit der Aufschrift „ADH – Test“ über einem Tisch mit weiteren Laborutensilien.

Bei Schichtarbeitenden wurde beobachtet, dass es vor allem nach der Umstellung von Nacht- auf Tagarbeit zu einem temporären ADH-Mangel kommt, der Nykturie auslöst. Nachdem sich der Körper an den neuen Rhythmus gewöhnt hat, stabilisiert sich jedoch der Hormonhaushalt wieder und die Nykturie verschwindet.

Der ADH-Mangel kann allerdings auch krankhaft auftreten. Dieses Phänomen wird unter dem Krankheitsbild Diabetes insipidus zusammengefasst. Weil das ADH von Nervenzellen des Hypothalamus im Gehirn gebildet wird, können ein Tumor oder eine Entzündung beziehungsweise eine Schädel-Hirn-Verletzung Ursache des Hormonmangels sein. In seltenen Fällen ist der ADH-Mangel eine genetisch angeborene Fehlfunktion.

Medikamente

Diuretika sind entwässernde Medikamente, die bei Wassereinlagerungen eingesetzt werden. So zum Beispiel bei einer Herzinsuffizienz, bei bestimmen Formen von Bluthochdruck und einer Niereninsuffizienz sowie bei Ödemen, einer Leberzirrhose und Vergiftungen. Ähnlich wie bestimmte Antibiotika und Antidepressiva steigern sie die Urinproduktion und sollten deshalb nicht abends eingenommen werden, da es ansonsten leicht zu einer Nykturie kommen kann.

Foto: Fokus auf die Hände einer Person, die verschiedene Packungen Medikamente hält.

Albuminurie durch eingeschränkte Nierenfunktion

Das Bluteiweiß (Protein) Albumin ist für die Wasserverteilung im menschlichen Körper zuständig. Es kann Wasser binden und hält so die Flüssigkeitsverteilung inner- und außerhalb der Blutgefäße aufrecht. Das Transportprotein Albumin wird in der Leber gebildet und von der Niere wieder herausgefiltert. Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann es vorkommen, dass Albumin bis in die Blase gelangt und Urin schneller als eigentlich nötig abführt. Nicht nur nächtlicher Harndrang, sondern auch solcher am Tag sind die Folge.

Schlafapnoe

Foto: Eine Person liegt im Bett und trägt eine CPAP-Beatmungsmaske auf der Nase.

Bei Menschen mit einer Schlafapnoe entspannt sich das weiche Rachengewebe so sehr, dass es die Luftröhre verschließt und es so zu nächtlichen Atemaussetzern kommt. Damit die Betroffenen wieder kurzzeitig wach werden, um weiteratmen zu können, reagiert der Körper mit einer ganzen Reihe von Alarmsignalen. Dadurch rast das Herz und scheidet ein hormonähnliches Protein aus, das den Körper auffordert, Natrium und Wasser abzustoßen. Es entsteht ein falsches Gefühl der Flüssigkeitsüberladung und somit nächtlicher Harndrang. Bei erfolgreicher Therapie der Schlafapnoe verschwindet die Nykturie wieder.

Urologische Ursachen einer Nykturie: Blase und Prostata

Unabhängig davon, dass Frauen zwischen 30 und 50 zur größten Risikogruppe einer Reizblase gehören, sind Männer davon ebenfalls häufig betroffen: In Studien berichten etwa 13 bis 17 % der Frauen und 10 bis 15 % der Männer von einer überaktiven Blase. Bei Männern besteht darüber hinaus gerade im Alter das Risiko einer vergrößerten Prostata, die auf die Blase drückt und eine Nykturie begünstigt.

Foto: Eine Person mit weißem Kittel hält ein plastisches Modell einer menschlichen Blase in der Hand und zeigt mit einem Stift darauf.

Blase

Die Ursachen einer Reizblase bleiben häufig im Unklaren. Betroffene verspüren sowohl nachts als auch tagsüber einen gesteigerten Harndrang. Die Erfolgschancen einer Behandlung sind wegen der meist ungeklärten Ursachen relativ gering.

Eine Nykturie kann aber auch durch akute Infektionen der unteren Harnwege ausgelöst werden – zum Beispiel durch eine Blasenentzündung. Dann kommen meist weitere Symptome wie ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen hinzu. Harnwegsinfektionen können medikamentös behandelt werden. Sogar mittels Immunstimulation, fälschlicherweise häufig Impfung genannt, kann inzwischen Blasenentzündungen vorgebeugt werden.

Foto: Das Becken einer Person, die die Beine leicht überkreuzt und die Hände über ihren Schritt legt.

Seltener ist eine Fehlsteuerung des Blasenmuskels oder eine reduzierte Blasenkapazität aufgrund von Blasensteinen oder gar eines Blasentumors Grund für den nächtlichen Harndrang.

Prostata

Eine vergrößerte Prostata verengt die Harnröhre, sodass die Blase nicht mehr gänzlich entleert werden kann. Wegen des verbleibenden Resturins füllt sich die Blase schneller wieder und führt somit zu einem gesteigerten Harndrang am Tag und in der Nacht. Gerade bei älteren Männern ist eine vergrößerte Prostata nichts Ungewöhnliches. Sie ist meist gutartig, kann aber ein Anzeichen von Prostatakrebs sein und muss deshalb immer ärztlich abgeklärt werden.

Psychische Ursache: Reizblase kann Kopfsache sein

Eine Reizblase und die damit verbundene Nykturie kann psychische Ursachen haben. Vor allem Stress, egal ob selbst gemacht oder nicht, ist Hauptgrund für psychosomatischen Harndrang. Weil Nykturie die häufigste Ursache für Schlafstörungen ist und Schlafstörungen Stress am Folgetag auslösen, entsteht schnell ein Teufelskreis. Sind die häufigen Toilettengänge erst einmal antrainiert, wird man sie selbst ohne Stress schwer wieder los. Viel zu selten lassen sich Betroffene helfen. Dabei sind die Erfolgschancen bei der psychosomatischen Reizblase hoch. Neben verhaltens- und psychotherapeutischen Maßnahmen zeigen sich auch Entspannungsübungen wie autogenes Training, Beckenbodentraining und Blasentraining sowie medikamentöse Behandlungen wirksam.

Hausmittel gegen nächtlichen Harndrang?

Im Internet finden sich viele Tipps und Hausmittel gegen nächtlichen Harndrang. Zum Beispiel: Nicht mehr als die empfohlene Menge für Erwachsene von 1,5 Litern Flüssigkeit am Tag zu sich zu nehmen und die letzte Stunde vor dem Schlafengehen gar nichts mehr zu trinken. Oder die Blase vor dem Schlafen nochmals zu entleeren. Auch Beckenbodentraining wird häufig empfohlen. Dieser Beitrag zeigt jedoch, wie vielfältig die Ursachen von Nykturie sein können und vor allem, welch gefährliche Erkrankungen sich dahinter verbergen können. Bevor Sie es mit Hausmittel gegen nächtlichen Harndrang probieren, sollten Sie Ihre Symptome ärztlich abklären lassen – und das bereits bei zwei Toilettengängen pro Nacht.

Wie oft ist Wasserlassen nachts normal?

Nächtlicher Harndrang, der den Nachtschlaf unterbricht, ist bis zu einmal pro Nacht vollkommen normal. Bereits ab dem zweiten Mal wird es bedenklich. Im medizinischen Sinne wird dann von einer Nykturie gesprochen. Weil die Ursachen dafür vielfältig und teils gefährlich sein können, sollte zweimaliger nächtlicher Harndrang ärztlich abgeklärt werden.

Was kann man gegen Nykturie machen?

Was man gegen Nykturie machen kann, hängt ganz von den möglichen Auslösern ab. Weil die Ursachen so vielfältig wie gefährlich sein können, sollte man sich bereits ab zwei Toilettengängen pro Nacht in ärztliche Behandlung begeben – unabhängig von Geschlecht oder Alter.

Was ist die Ursache für häufiges Wasserlassen in der Nacht?

Die Ursachen für eine Nykturie – so wird im medizinischen Sinne zweimaliges und häufigeres Wasserlassen in der Nacht bezeichnet – sind vielfältig und können mitunter gefährlich sein. Wer nachts mehr als einmal raus muss, sollte sich deshalb ärztlichen Rat einholen.

Das könnte Sie auch interessieren: