Sauerstoffsättigung im Schlaf: Was bringt ein Pulsoximeter?
ZULETZT Aktualisiert: 07. Juni 2024
Die Sauerstoffsättigung im Schlaf können mittlerweile alle zu Hause messen. Zumindest versprechen das diverse elektronische Geräte wie Smartwatches, Fitnessuhren oder medizinische Geräte für den Heimgebrauch wie etwa Pulsoximeter. Sinnvoll ist das heimische Überwachen der Sauerstoffsättigung im Schlaf bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen, wie beispielsweise Schlafapnoe oder chronischen Lungenkrankheiten – auch bei einer akuten Infektion, beispielsweise dem Coronavirus. Im Fitness-Bereich spielt der SpO2-Wert ebenfalls für viele eine Rolle.
Was bedeutet Sauerstoffsättigung?
Der Begriff Sauerstoffsättigung beschreibt, wie viel Prozent des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin mit Sauerstoff beladen sind. Das Hämoglobin nimmt den über die Lunge eingeatmeten Sauerstoff auf und transportiert ihn über den Blutkreislauf ins Gewebe, wo es die Sauerstoffmoleküle an die Zellen freigibt.
Sauerstoffsättigung im Schlaf: Welche Werte sind normal?
Die Sauerstoffsättigung im Schlaf sollte, genauso wie im Wachzustand, bei einem gesunden Menschen zwischen 95 und 100 % liegen – dieser Richtwert gilt unabhängig von Alter oder Geschlecht. Von einem Sauerstoffmangel im Blut (Hypoxämie) spricht man jedoch erst, wenn die Sauerstoffsättigung unter 90 % fällt.
Wann ist die Sauerstoffsättigung zu niedrig?
Eine zu niedrige Sauerstoffsättigung liegt bereits bei unter 95 % vor. Dabei gelten allerdings Abstufungen:
- Mäßiger Sauerstoffmangel: 90–94 %
- Mittelgradiger Sauerstoffmangel: 85–89 %
- Schwerer Sauerstoffmangel: unter 85 %
Bevor eine invasive Beatmung im Krankenhaus angesetzt wird, sollten unbedingt auch die Kohlendioxidwerte im Blut herangezogen und abgeklärt werden, um zu prüfen, ob eine Anämie vorliegt.
Angegeben wird die Sättigung von Blutsauerstoff mit dem sO2-Wert. Die mit einem Pulsoximeter gemessene Sauerstoffsättigung in Prozent wird mit dem SpO2-Wert angegeben. Ebenfalls geläufig sind die Bezeichnungen SaO2 für die Sauerstoffsättigung im arteriellen Blut, SvO2 für die Sauerstoffsättigung im venösen Blut und SzvO2 für die Sauerstoffsättigung im Blut der Zentralvene.
Sauerstoffsättigung des Blutes (SpO2) | Wertung | Maßnahmen |
100–98 % | volle Sättigung | alles im Normbereich – kein Handlungsbedarf |
97–95 % | etwas niedrig | kann vorkommen – langfristig beobachten |
94–90 % | kritisch | medizinisch abklären |
< 90 % | Hypoxie | medizinische Behandlung notwendig |
< 80 % | schwere Hypoxie | Krankenhauseinweisung erforderlich |
< 70 % | akute Lebensgefahr | begib dich umgehend in die Notaufnahme |
Was beeinflusst die Sauerstoffsättigung im Schlaf?
Eine verringerte Atmung, zum Beispiel aufgrund einer Schlafapnoe, kann die Sauerstoffsättigung im Schlaf ebenso negativ beeinträchtigen wie Herz- und Kreislaufstörungen. Darüber hinaus kann eine ganze Reihe von Lungenerkrankungen zu unzureichender Atmung führen: chronische Erkrankungen wie Asthma, ein Lungenemphysem oder eine Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), aber auch eine akute Lungenentzündung. Die Pneumonie genannte akute Lungenentzündung wird meist durch eine Bakterienart, die Pneumokokken, ausgelöst. Eine Lungenentzündung kann als Folge einer Covid-19-Erkrankung auftreten. Auch die Umgebungsluft oder eingeatmete Gifte können sich negativ auf die Sauerstoffsättigung im Schlaf auswirken.
Wann wird die Sauerstoffsättigung im Schlaf überwacht?
Die Sauerstoffsättigung im Schlaf wird in der Regel nur in bestimmten Fällen im Krankenhaus konstant überwacht. Auf der Intensivstation gehören Pulsoximeter ebenso wie in einem Krankenwagen zur Standardausrüstung. Menschen mit unterschiedlichsten Erkrankungen überwachen ihre Sauerstoffsättigung im Schlaf allerdings zum Teil auch zu Hause selbst. Sinnvoll ist der Einsatz eines privaten Pulsoximeters vor allem bei chronischen Erkrankungen wie bei Schlafapnoe, Lungenkrankheiten (Asthma/COPD) oder Herzkrankheiten. Auch bei einer akuten Lungenentzündung oder einer Infektion mit dem Corona-Virus kann es sinnvoll sein, die Sauerstoffsättigung im Schlaf zu überwachen.
Pulsoximeter bei Covid-19 und Lungenentzündungen
Im Falle einer Covid-19-Erkrankung kann das Pulsoximeter lebensrettend sein. Denn in vielen Fällen tritt eine stille Hypoxämie, also ein Sauerstoffmangel ohne auffallende Atemnot bei den Betroffenen auf. Mit dem Pulsoximeter kann in solchen Fällen ein zu spätes Reagieren verhindert werden. Länger andauernder Sauerstoffmangel im Blut kann schwere Folgen haben, der notwendige Gang ins Krankenhaus durch die körperliche Symptomlosigkeit zu spät erfolgen.
In der Frühphase einer herkömmlichen Lungenentzündung kompensieren viele Betroffene ihren Sauerstoffmangel mit einer erhöhten Atemfrequenz. Die schnellere Atmung sorgt für einen beruhigenden SpO2-Wert auf dem Pulsoximeter, beschleunigt jedoch auch das Fortschreiten der Entzündung. Dr. med. Jens Geiseler, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum Vest in Marl, rät deshalb davon ab, sich bei einer Covid-19-Erkrankung einzig auf ein Pulsoximeter zu stützen. Ebenso wichtig sei es, die Atemfrequenz im Auge zu behalten. Gesunde Menschen atmen etwa zwölf bis 16 Mal pro Minute. „Die Patienten, die in der Frühphase einer solchen Lungenentzündung zu uns kommen, haben häufig eine Atemfrequenz von 22 bis 24 Zügen pro Minute, aber keine Luftnot.“, erklärt Geiseler. Betroffene nehmen die schnelle Atmung meist selbst nicht wahr – es fehlt an Alarmsignalen, obwohl die Lungenentzündung bereits fortschreitet.
Sauerstoffsättigung Corona
Ein großes Risiko birgt der unbemerkte Abfall der Sauerstoffsättigung bei Corona. Bei einer zu niedrigen Sättigung des Blutsauerstoffes kommt es bereits nach kurzer Zeit zum Zelltod in unterschiedlichen Organen. Besonders dramatisch ist das Sterben von Gehirnzellen oder Lungenzellen. Je länger der Zustand andauert und je intensiver der Sauerstoffmangel ist, desto drastischer die Folgen. Menschen, deren Sauerstoffsättigung durch Corona beeinträchtigt ist, bemerken diesen Sauerstoffmangel oft zu spät. Ein Pulsoximeter kann hier wortwörtlich Leben retten und auch Hemmungen vor dem Gang ins Krankenhaus abbauen. Der versteckte Sauerstoffmangel und damit späte Gang in die Klinik erhöht oft die Notwendigkeit einer invasiven Beatmung, also mit einem Schlauch in der Lunge oder sogar an einer künstlichen Lunge, einer sogenannten ECMO, und nicht nur mit einer Sauerstoffmaske. Je länger diese drastischen Beatmungsmethoden erfolgen müssen, desto höher das Sterblichkeitsrisiko – auch bei jungen und bis zur Corona-Erkrankung fitten Menschen. Die Verwendung eines Pulsoximeters und die Kontrolle der Atemfrequenz sind Methoden, die sich sinnvoll ergänzen, um einen schweren Verlauf beziehungsweise den unmerklichen Abfall der Sauerstoffsättigung bei Corona zu erkennen.
Tipp: Behalten Sie Ihre Sauerstoffsättigung bei einer Corona-Erkrankung besonders im Blick.
- Messen Sie mehrmals täglich mit dem Pulsoximeter an Zeige- oder Mittelfinger
- Kontrollieren Sie Ihre Atemfrequenz
- Fällt Ihre Sauerstoffsättigung wiederholt um 5 %, holen Sie sich medizinische Hilfe
- Fällt Ihre Sauerstoffsättigung längere Zeit unter 90 %, holen Sie sich medizinische Hilfe
Pulsoximeter richtig verwenden
Für die richtige Anwendung eines Pulsoximeters solltest du mögliche Störquellen ausschließen. Im Falle stark abweichender Werte oder besonders wenig Blutsauerstoff messe stets noch einmal nach und achte darauf, dass der Finger dabei exakt im Messgerät liegt. Wärme kalte Finger vor der Messung gegebenenfalls an. Der Lichtsensor der Pulsoximeter kann zudem von Nagellack oder Gel-Nägeln irritiert werden. Wenn nötig, entferne Lack oder Kunstnägel, um den Blutsauerstoff exakt zu ermitteln. Alternativ kannst du dein Messgerät an Ohrläppchen oder Zehen einsetzen.
Sauerstoffsättigung im Schlaf messen
Bei akuten Erkrankungen kann es sinnvoll sein, auch nachts die Sauerstoffsättigung im Schlaf zu messen. Lege hierfür das Pulsoximeter einfach neben dein Bett bereit und stelle dir in regelmäßigen Abständen einen Wecker für die Messung. Du musst das Pulsoximeter nicht dauerhaft während der Nachtruhe am Finger behalten. Das ist zu Hause weder nötig noch sinnvoll. Das Gerät könnte bei Bewegungen im Schlaf vom Finger rutschen und du musst es für die nächste Messung erst umständlich aus deinem Bettzeug fischen. Das verfälscht nicht nur den Wert der Sauerstoffsättigung im Schlaf, sondern unterbricht deine Nachtruhe auch unnötig lang. Zudem kannst den Blutsauerstoff, während du aktiv schläfst, eh nicht ablesen. Und anders als im Krankenhaus ist das Heimgerät auch nicht mit einem Alarmsystem verbunden, das einen Messabfall bei der Sauerstoffsättigung im Schlaf anzeigt.
Übernehmen Krankenkassen die Kosten für Pulsoximeter?
Nur in den seltensten Fällen, wenn es langfristig medizinisch notwendig ist, übernehmen Krankenkassen die Kosten für ein Pulsoximeter. Funktionale Geräte für den Hausgebrauch oder als Sicherheitsmaßnahme im Falle einer Covid-19-Erkrankung sind jedoch bereits in der unteren Preisklasse zu finden. Lass dich dazu in der Apotheke oder Praxis deines Vertrauens beraten.
Ist die Sauerstoffsättigung im Schlaf niedriger?
Bei gesunden Menschen sollte die Sauerstoffsättigung im Schlaf nicht niedriger als im Wachzustand sein. Fällt deine Sauerstoffsättigung im Schlaf ab, ist das ein Alarmsignal – du solltest das medizinisch abklären. In den meisten Fällen sind Atemaussetzer, ausgelöst durch eine Schlafapnoe, der Grund für eine zu niedrige Sauerstoffsättigung im Schlaf. In schweren Fällen setzt die Atmung bei Betroffenen mehrere hundertmal pro Nacht aus. Das kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
Welcher Finger um Sauerstoffsättigung zu messen?
An welchem Finger du die Sauerstoffsättigung misst, spielt keine Rolle. Die meisten Menschen bevorzugen den Zeige- oder Mittelfinger, da sich das Pulsoximeter hier am einfachsten positionieren lässt. Lichtreflexion an künstlichen Nägeln oder dunkel lackierten Fingernägeln können das Ergebnis verfälschen. Bei sehr grazilen Händen oder Kinderhänden sollte nicht unbedingt der kleinste und schmalste Finger zur Messung genutzt werden, da der Sensor diesen eventuell nicht richtig erfassen kann.
Sauerstoffsättigung unter 90: was tun?
Bei einer Sauerstoffsättigung unter 90 % besteht sofortiger Handlungsbedarf. Setz dich mit dem medizinischen Dienst in deiner Umgebung oder dem nächsten Krankenhaus in Verbindung. Das gilt auch, wenn die Sauerstoffsättigung konstant unter 94 % bleibt. Um dich zu versichern, dass kein Messfehler vorliegt, kannst du die Messung mit dem Pulsoximeter wiederholen, beispielsweise an einem anderen Finger.