Wenn man Menschen in einem Matratzengeschäft beobachtet, spielt sich häufig folgende Szene ab: Der potenzielle Käufer beäugt die Matratze kritisch, drückt mit der Handfläche darauf herum und schwingt sich dann zum Probeliegen auf die Schlafunterlage. Er wippt etwas mit der Hüfte, rollt sich zur einen und zur anderen Seite. Dann verharrt er in Rückenlage, lässt das Liegegefühl noch etwas nachwirken und fällt sein Urteil: Ja, die ist gemütlich. Wenn ein Matratzenberater dazukommt, der dem Interessenten, wie im legendären Loriot-Sketch, von „Federmuffen“ und Co. erzählt, wird die Szene noch kurioser.
Probeliegen ist Matratzenkauf nach Bauchgefühl
Wie fest ist die Matratze? Liege ich gemütlich? Wie reagiert die Matratze auf Druck? Verbraucher möchten Produkte anfassen, ein Gefühl für ihre neue Schlafunterlage bekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Kauf einer Matratze ist schließlich keine Nebensache: Wir verbringen ein Drittel unseres Lebens im Bett und im Schnitt kaufen wir nur alle zehn Jahre eine neue Matratze. Nicht zuletzt ist guter Schlaf entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden.
Doch während wir vor jedem noch so unbedeutenden Kauf im Internet recherchieren, Bewertungen lesen und Produkte vergleichen, ist es bei Matratzen oft anders. Etwa eine halbe Stunde dauert die Beratung im Geschäft – und die Kaufentscheidung fällt unmittelbar danach, geleitet vom eigenen Bauchgefühl, überfordert vom zu kurzen Probeliegen auf zu vielen Matratzen und dem Vertrauen in die Fachkompetenz des Matratzenberaters. Doch was viele nicht wissen: Die Matratzenberater in Matratzengeschäften und Möbelhäusern sind in der Regel Vertreter der verschiedenen Hersteller – und erhalten Provision auf den Verkauf bestimmter Modelle.
Müde Füße als Matratzenberater beim Probeliegen
Wenn man bereits seit einigen Stunden auf Einkaufstour ist, ist wohl jede Gelegenheit, bei der man die Beine hochlegen kann, eine Wohltat. Ob man, wenn der Rücken schon zwickt und die Beine schwer sind, den Liegekomfort verschiedener Matratzenmodelle beurteilen kann, ist fraglich. Genau wie ein hungriger Magen sind auch müde Füße schlechte Matratzenberater. Probeliegen als kurze Entspannung im hektischen Einkaufstumult, vermittelt daher oft einen kurzfristig zu positiven Eindruck, der zu einem bösen Erwachen im heimischen Bett führen kann.
Probeliegen in Wintermantel und Jeans
Wenn man sich im Geschäft mit festem Schuhwerk, Hose und dickem Pulli zum Probeliegen auf eine Matratze legt, entspricht das nicht dem Gefühl, das die Schlafunterlage bei Nutzung im Schlafanzug oder Nachthemd bietet. Der Gürtel drückt, enge Kleidung lässt die gewohnte Schlafposition nicht zu und der warme Wollpullover schirmt jegliches Gefühl ab. Ohne eine Bettdecke legt man sich zudem ganz anders auf eine Matratze, als man es abends im eigenen Bett tun würde.
Rückenlage ist nicht repräsentativ
Wer sich im Geschäft auf eine Matratze fallen lässt, landet meist auf dem Rücken und verharrt, bis auf ein wenig Hin- und Herbewegen, in dieser Stellung. Seiten- und Bauchschläfer nehmen in der Regel nicht ihre natürliche Schlafposition ein, schließlich befindet man sich nicht im heimischen Schlafzimmer, sondern wird vielleicht noch von einem Matratzenberater oder anderen Kunden beobachtet. Die Seitenlage verlangt der Ergonomie einer Matratze jedoch erheblich mehr ab, da Schultern und Hüften derart einsinken sollten, dass die Wirbelsäule korrekt gelagert wird.
Nächtliches Drehen – Erwachen bei Lageveränderung
Das wichtige Drehen in der Nacht ist beim Probeliegen im Geschäft nicht simulierbar. Es handelt sich um einen unbewussten Vorgang, der sich im Schlaf zahlreich wiederholt. Bei einer ungeeigneten Matratze wachen wir durch das notwendige Drehen von einer Seite auf die andere plötzlich auf. Wichtig ist, dass die Matratze das Drehen nicht erschwert – und man nicht etwa zu tief einsinkt. Denn die Flüssigkeitsversorgung der Bandscheiben und eine gute allgemeine Durchblutung sind elementar für gesunden Schlaf. Sonst drohen Rückenschmerzen nach dem Schlafen und eingeschlafene Gliedmaßen in der Nacht.
Reizüberflutung beim Probeliegen im Matratzengeschäft
Ähnlich wie bei Parfums kann der Verbraucher sich nach dem Testen einiger Matratze nicht mehr an das Liegegefühl des ersten Modells erinnern. Je mehr Matratzen dem Probeliegen unterzogen wurden, desto mehr gleicht sich der Eindruck an und verschwimmt, während der Druck, sich endlich zu entscheiden, steigt.
Lattenrost verändert das Liegegefühl
Wie der Liegekomfort einer Matratze ist, hängt auch vom Unterbau ab. Liegt die Matratze im Geschäft auf einem anderen Lattenrost, als der Kunde zu Hause hat, kann sich dasselbe Matratzenmodell ganz anders anfühlen. Zudem ist es im Geschäft nicht immer ersichtlich, worauf die Matratzen liegen. Das Liegegefühl kann dadurch beim Probeliegen stark beeinflusst werden.
Gewohnheitstier Mensch – Zeit zur körperlichen Entfaltung
Wer seit Jahren Nacht für Nacht auf derselben Matratze verbracht hat, braucht eine gewisse Zeit, um sich auf eine neue Schlafunterlage einzustellen – ganz unabhängig von deren Qualität. Erst nach zwei bis drei Wochen hat sich der Körper umgewöhnt und der Verbraucher kann sich ein realistisches Bild davon machen, ob die Matratze zu ihm passt und einen guten Schlafkomfort bietet. Bei einer Two-in-One-Matratze kann er beim Probeschlafen zu Hause gleich zwei Härtegrade über mehrere Wochen testen.
Umgang mit Feuchtigkeit
Eine Matratze muss mehr können, als ergonomisch optimalen Schlafkomfort zu bieten. Der Mensch schwitzt nachts bis zu einem halben Liter Flüssigkeit aus. Hochgerechnet auf Wochen, Monate und Jahre kommt eine erhebliche Menge zusammen, die eine Matratze aufnimmt und wieder an die Raumluft abgeben sollte. Entscheidend hierfür sind ein qualitativ hochwertiger Matratzenkern und ein atmungsaktiver Bezug. Wie die Matratze mit Feuchtigkeit umgeht und das Schlafklima beeinflusst, lässt sich im stationären Handel nicht feststellen.
Die schnelle Liegekuhle
Mängel in der Haltbarkeit können sich bei besonders schlechter Qualität recht schnell zeigen, nicht jedoch beim kurzen Probeliegen im Geschäft. Um sicherzugehen, dass sich nicht schon nach kurzer Zeit Liegekuhlen bilden, empfiehlt es sich, einige Wochen zur Probe zu schlafen. Ob Onlinehändler oder stationärer Handel: Achten Sie auf Garantieformulierungen beim Kernthema Liegekuhle.
Abweichende Härtegrade
Zwar gibt es eine DIN-Norm, die den Härtegrad von Matratzen regelt, doch ein Großteil der Hersteller richtet sich bei der Kennzeichnung nicht danach. Dazu kommt, dass der Härtegrad bei minderer Qualität des Matratzenmaterials vom angegebenen Härtegrad abweichen kann. Selbst innerhalb einer Produktionscharge kann es zu einer Härtegraddifferenz von bis zu 40 % kommen. Beim Probeschlafen zu Hause testet man genau die Matratze, die am Ende im eigenen Schlafzimmer liegt.
Umtausch im Laden nach Probeliegen oft nicht möglich
Wer eine Matratze im stationären Handel kauft, hat kein gesetzliches Umtausch- oder Rückgaberecht. Hier wird die Möglichkeit zum Probeliegen zum Fallstrick: Nach Verbraucherrecht haben Sie mit der Möglichkeit zum Probeliegen ausgiebig getestet und das Recht auf Rückgabe verbüßt. Ein 14-tägiges Widerrufsrecht – ohne Angabe von Gründen – gibt es nur im Internet- und Versandhandel. Alle weiteren Regelungen beruhen auf Kulanz. Viele Online-Matratzen-Händler bieten 100 Nächte Probeschlafen mit Geld-zurück-Garantie an. Hier geht der Kunde kein Risiko ein, da der Rückversand inklusive Abholung in der Regel für den Kunden kostenfrei ist.
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