Warum wir im Schlaf reden und was dahintersteckt
ZULETZT Aktualisiert: 02. Oktober 2023
Lachen, murmeln oder wirre Wortfetzen ausplaudern – Menschen, die im Schlaf reden, geben unterbewusst Dinge von sich preis. Sie selbst erinnern sich nicht an den Vorgang. In der Medizin wird das Schlafphänomen Somniloquie genannt. Die nächtlichen Selbstgespräche sind in der Regel unbedenklich.
Somniloquie: Ursachen
Nach Schätzungen von Schlafforschern spricht fast jeder Mensch mindestens einmal in seinem Leben im Schlaf. Da sich die Sprechmuskulatur im Schlaf entspannt, geben die meisten Menschen nur unverständliche Laute oder wirre Wortfetzen von sich. Nur wenige Menschen sind in der Lage, trotz entspannter Sprechmuskulatur klar und deutlich zu artikulieren. Warum wir im Schlaf reden, ist bis heute nicht konkret geklärt. Forscher sehen aber einen Zusammenhang der nächtlichen Selbstgespräche mit unseren Träumen.
Fest steht: Sprechen im Schlaf wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. Schlechter Schlaf verstärkt das nächtliche Reden. Fieber, Krankheiten, die Einnahme von Medikamenten oder psychische Belastungen sind bekannte Faktoren, weshalb Menschen im Schlaf reden. Der Konsum von Rauschmitteln und Alkohol kann ebenso nächtliche Schlafgespräche hervorrufen. Darüber hinaus kann Somniloquie allein oder in Kombination mit anderen Schlafphänomenen oder Krankheiten auftreten. Bei Schlafwandlern ist Somniloquie besonders stark ausgeprägt. Jüngsten Untersuchungen zufolge gehen Schlafforscher davon aus, dass Sprechen im Schlaf vererbbar ist. Kinder, deren Eltern nachts beim Schlafen reden, neigen dazu, vermehrt im Schlaf zu sprechen. Diese Annahme ist aber noch nicht hinreichend erforscht.
Somniloquie bei Kindern
Generell scheinen Kinder viel mehr im Schlaf zu sprechen als Erwachsene. Mit Eintreten der Pubertät verliert sich Somniloquie bei Kindern allmählich. Neben der Vermutung, dass im Schlaf reden vererbbar sei, stehen im Kindesalter typische Aufwachstörungen in Zusammenhang mit Somniloquie. Besonders beim sogenannten Nachtschreck ist das Schlafreden eine klassische Begleiterscheinung.
Reden im Schlaf und Träumen
Im Schlaf reden tritt während des Wechsels zwischen den Non-REM-Stadien auf, häufig aber auch während der Traumphase (REM-Phase). Daher stellten Forscher Zusammenhänge zwischen Träumen und ausgesprochenen Worten und Klängen fest. Einige Forscher gehen davon aus, dass Träume dazu dienen, unser Gehirn zu entlasten, indem sämtliche Geschehnisse des Tages verarbeitet werden. Besonders emotionale Situationen und bewegende Erlebnisse werden rekapituliert und in unseren Träumen verarbeitet. Wie eine Untersuchung zeigt, reden Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen im Schlaf doppelt so viel, wie unbelastete Menschen.
Schlafforscher Arthur M. Arkin veröffentlichte in seinem Buch eine interessante Studie, worin er untersucht, inwieweit Somniloquie mit Träumen zusammenhängt. Arkin weckte seine Studienteilnehmer sofort, nachdem diese im Schlaf gesprochen haben und befragte sie zu ihren Trauminhalten. Die Auswertung ergab, dass das Gesprochene überwiegend mit den Trauminhalten übereinstimmte. Nur in wenigen Fällen hatte das Gesprochene nichts mit dem Geträumten zu tun. Einige der Befragten konnten sich auch gar nicht mehr an ihre Träume erinnern.
Worüber wir im Schlaf reden
Eine französische Studie ging der Frage nach, worüber wir im Schlaf reden. Dazu wurden 232 Probanden über zwei Nächte lang untersucht. Auffällig ist, dass doppelt so viele Männer wie Frauen im Schlaf sprechen. Neben nonverbalen Äußerungen wie murmeln, schreien, flüstern oder kichern sind mehr als 3000 verständliche Worte gefallen. Das mit Abstand am häufigsten genannte Wort war „Nein“. Darüber hinaus fielen sogar vulgäre Äußerungen und Schimpfwörter. Die Beschimpfungen hielten in der REM-Phase am längsten an und zielten genau darauf ab, jemanden zu beleidigen oder verbal anzugreifen. Laut Untersuchung kommt auch das Schimpfen bei Männern vermehrt vor. Warum mehr Männer im Schlaf reden und sich auch noch vulgär äußern, lässt sich nur vermuten.
Einige Probanden waren in der Lage, ein oder zwei vollständige Sätze von sich zu geben. Zeugen solcher nächtlichen Selbstgespräche vermuten oft, dass es sich dabei um verborgene Wahrheiten oder Hinweise handeln könnte. Forscher betonen aber, dass der Wahrheitsgehalt bei Somniloquie in der Regel sehr gering ist. Denn schon das Sprechen zusammenhängender Sätze ist sehr unwahrscheinlich. Kommt dies einmal vor, handelt es sich dabei eher um Zufälle oder Aussagen, die auf erlebten Konflikten beruhen. Mit dem Schlafredner in Dialog treten zu können, ist daher ebenfalls nicht möglich.
In Hinblick auf grammatikalisch korrekte Satzbauten und semantische Strukturen resümieren Forscher, dass das Sprechen im Schlaf dem im wachen Zustand ähnelt. Es wird davon ausgegangen, dass das schlafende Gehirn auf einem ähnlich hohen Level wie das wache funktioniere. Dass es sich um angespannte Gespräche gehandelt habe, ist ein Zeichen dafür, dass Konflikte auf diese Weise verarbeitet werden.
Ist Reden im Schlaf gefährlich?
Im Schlaf reden ist in der Regel harmlos und wird daher auch nicht als Schlafkrankheit eingeordnet. Es handelt sich lediglich um eine leichte Form der Schlafstörung. Wer allein im Bett schläft, bekommt häufig gar nicht mit, dass er im Schlaf spricht. Kritisch wird es erst, wenn der Bettpartner durch die nächtlichen Selbstgespräche in Mitleidenschaft gezogen wird. Dann sollten Maßnahmen zur Abmilderung in Betracht gezogen werden. Sollten psychische Belastungen der Grund für das Sprechen im Schlaf sein, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Im Schlaf reden abmildern
Meditation und der Verzicht auf Alkohol, schwere Mahlzeiten und Koffein vor dem Zubettgehen mildern die nächtlichen Selbstgespräche ab. Auch die Einhaltung der Schlafhygiene kann dabei helfen. Menschen, die im Schlaf reden, sollten regelmäßige Schlafzyklen einhalten und Stress vor dem Zubettgehen vermeiden.