Snooze-Wecker: Wie schädlich ist Schlummern wirklich?
ZULETZT Aktualisiert: 16. Mai 2024
Eben noch süß geträumt, da reißt uns der Wecker erbarmungslos aus dem Schlaf. Ein Glück gibt es die Schlummertaste: Sie verschafft uns ein paar Extra-Minuten, bis der Snooze-Wecker erneut klingelt. Und ein drittes, viertes, fünftes Mal. Für viele ist dieser Dämmerzustand ein Segen, Forschende sehen ihn eher als Fluch. Doch wie schädlich ist das Snoozen am Morgen wirklich?
Ist Snoozen eine Schlafstörung?
Die bisherige Annahme der Wissenschaft: Der Snooze-Wecker oder vielmehr dessen exzessiver Gebrauch bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Das Gehirn ist irritiert und weiß nicht, ob es weiter das Schlafhormon Melatonin oder schon das Wachhormon Cortisol ausschütten soll. Dieser neuronale Ringkampf verringert die Schlafqualität. Wir fühlen uns antriebslos und träge. Auf Dauer kann diese Form der Schlafstörung das Immunsystem schwächen, Übergewicht begünstigen oder zu ernsten Erkrankungen wie Diabetes führen.
Was ist die Snooze-Taste beim Wecker?
Fast jeder Wecker besitzt eine Snooze- oder auch Schlummertaste. Wird sie gedrückt, klingelt der Wecker automatisch einige Minuten später erneut. Betätigt man sie ein weiteres Mal, ertönt der Alarm in Kürze wieder. Ein endloses Spiel, das auch „Snoozen“ genannt wird.
You snooze, you lose? Im Gegenteil!
Bevor notorische Schlummer-Fans jetzt in Panik geraten: Die Erkenntnisse einer im Oktober 2023 veröffentlichten Studie relativieren den bisher schlechten Ruf des Snooze-Weckers. Forschende aus Schweden fanden heraus, dass Snoozen den Aufwachprozess sogar fördern kann.
Für die Studie wurden 31 notorische Snoozer zwei Nächte lang im Schlaflabor überwacht. Zunächst sollten sie das Bett direkt mit dem Klingeln des Weckers verlassen, also entgegen ihrem gewöhnlichen Verhaltensmuster. In der zweiten Nacht bekamen die Getesteten zum Wachwerden einen Puffer von 30 Minuten, in denen sie die Schlummertaste insgesamt dreimal bedienen durften. Das Ergebnis: Der Snooze-Wecker kostete die Teilnehmenden durchschnittlich nur sechs Minuten ihres Gesamtschlafs. Außerdem wurden weniger von ihnen aus der Tiefschlafphase gerissen. Auch die kognitiven Tests nach dem Aufstehen fielen besser aus als beim sofortigen Hochrappeln. Was Stimmung, Müdigkeit und Schlafqualität betrifft, konnten keine relevanten Unterschiede festgestellt werden.
Zugegebenermaßen ist die Anzahl der Versuchspersonen recht überschaubar. Außerdem wussten alle Beteiligten, worauf sie sich im Rahmen der Studie einlassen. Dennoch liefert ihre Auswertung neue Anhaltspunkte im noch jungen Forschungsfeld Schlaf: 30 Minuten schlummern scheint völlig in Ordnung zu sein – vorausgesetzt, Sie sind eine Eule.
Schlummern oder nicht schlummern? Der Chronotyp entscheidet
Eule, Lerche und Taube sind sogenannte Chronotypen. Dabei handelt es sich um grobe Kategorien, die uns helfen sollen, bestimmte Verhaltensmuster besser zu verstehen. Entscheidend dafür ist die innere Uhr, die bei jedem Menschen anders tickt. Nach ihr richten sich im Körper verschiedene Abläufe, zum Beispiel die Regulierung der Körpertemperatur, das Leistungsvermögen zu verschiedenen Tageszeiten oder eben der individuelle Schlaf-wach-Rhythmus. Welcher Chronotyp Sie sind, ist genetisch bedingt und lässt sich kaum beeinflussen. Idealerweise lassen sich Lebens- und Arbeitsbedingungen anpassen. Die Realität sieht aber oft anders aus.
Sowohl Morgenmenschen als auch Nachtschwärmende müssen im Regelfall früh morgens ihr gemütliches „Nest“ verlassen. Während Lerchen freudig dem neuen Tag entgegenflattern, kommen Eulen nur mit größter Anstrengung aus den Federn. Für sie kann ein Snooze-Wecker eine echte Erleichterung sein: „Schlummern ist nicht schlimm. Die paar zusätzlichen Minuten können helfen, den Geist langsam aufzuwecken, statt ihn mit einem Ruck wachzumachen“, sagt David Dinges, Schlafforscher an der University of Pennsylvania.
Gewusst? Snooze-Dauer beträgt standardmäßig neun Minuten
Egal, ob analoger Wecker mit Snooze-Funktion oder Smartphone: Die Schlummertaste beschert uns im Regelfall neun weitere Minuten Schlaf. Aber wieso meistens neun?
Der Snooze-Button ist älter, als gedacht. Schon vor 111 Jahren meldete der Schweizer Robert Türck Patent für seine Erfindung an. Wirklich populär wurde sie aber erst in den 1950er Jahren, als verschiedene Unternehmen begannen, Wecker mit Snooze-Funktion herzustellen. Feinsäuberlich integrierten sie den Schlummerknopf im hochkomplexen Uhrwerk. Gar nicht so einfach, da zwischen all den Zahnrädern kaum Platz war und man Gefahr lief, das Uhrwerk aus dem Takt zu bringen. Also wurde der Knopf mit dem Minutenzeiger gekoppelt, was ein weiteres, technisches Problem nach sich zog: Für den Schlummerzeitraum blieben nur 10:43 Minuten oder 9:03 Minuten, da das Uhrwerk sonst nicht mehr reibungslos hätte ineinandergreifen können. Man entschied sich für neun Minuten – und blieb dabei.
Bei Digitaluhren und Smartphones stellt die Mechanik des Snooze-Weckers kein Problem mehr dar. Eine andere Werkseinstellung ist schnell programmiert. Dennoch halten einige Firmen an den historischen neun Minuten fest – sogar so fest, dass bei vereinzelten Betriebssystemen eine manuelle Änderung der Schlummerzeit nicht einmal vorgesehen ist.
Drei Alternativen zum Snooze-Wecker
Sanft und schonend statt schrill und nervtötend – das verspricht der Tageslichtwecker. Er soll die aufgehende Sonne simulieren und Schlafende behutsam wecken. Eine halbe Stunde vor Aufstehzeit schaltet sich das Gerät ein und wird mit der Zeit heller.
Schon wieder den Wecker überhört? Getreu dem Motto „Wer nicht hören will, muss fühlen“ kann der Vibrationswecker Abhilfe schaffen. Er vibriert stärker als das Smartphone und lässt sich bequem unter dem Kopfkissen platzieren. Ein weiterer Vorteil: Nachbarn, Familienangehörige oder WG werden nicht geweckt und können in Ruhe weiterschlafen. Auch für Menschen mit Hörbehinderung eine große Hilfe.
Gemütlich vor sich hindösen? Keine Chance! Der mobile Wecker fährt Morgenmuffeln auf seinen zwei Rädern einfach davon und hört erst auf zu klingeln, wenn sein Ausschaltknopf betätigt wird. Bis dahin rollt, springt und jagt er durchs Schlafzimmer. Wem das – wortwörtlich – zu abgefahren ist, kann seinen Wecker auch einfach in einer anderen Ecke des Raumes platzieren.
Und nun? Ist ein Snooze-Wecker jetzt gut oder schlecht?
Eine Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt. Snoozen kann Morgenmuffeln beim Wachwerden helfen. Menschen, die morgens schon aktiv sind, werden durch die Schlummerfunktion eher aus der Bahn geworfen.
Warum nicht auf Snooze drücken?
Snoozen kann für Chaos im Kopf sorgen. Das Hirn weiß nicht, ob es müde oder wach sein soll. Dadurch kommen wir tagsüber nicht in die Gänge, obwohl wir ausreichend geschlafen haben.
Ist die Snooze-Funktion gut?
Jein. Morgenmenschen sollten besser den Finger von der Schlummertaste lassen. Das Snoozen bringt ihre innere Uhr durcheinander. Für Menschen, die morgens nur schwer aus dem Bett kommen und erst zu später Stunde leistungsfähig sind, kann die Schlummerfunktion eine Hilfe sein. Sie ermöglicht ihnen einen sanfteren Start in den Tag.
Was bedeutet Schlummerfunktion beim Wecker?
Die meisten Wecker besitzen eine sogenannte Schlummertaste. Wer diese Taste drückt, darf nochmal neun Minuten weiterschlafen, bis der Alarm erneut ertönt.
Was macht Schlummern mit dem Körper?
Die Hormone spielen verrückt. Beim Aufwachen wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Beim Schlummern hingegen das Schlafhormon Melatonin. Dieser Ringkampf verwirrt den Körper und kann zum Beispiel das Immunsystem schwächen oder Übergewicht begünstigen.